Zukunftsorientiert und mit hohem Qualitätsbewusstsein
Die wissenschaftliche Abteilung des Stiftes Admont arbeitet mit hohem Qualitätsbewusstsein an ihrem Auftrag, die Bestände von Archiv und Bibliothek zukunftsorientiert zu kuratieren und qualifizierte wissenschaftliche Auskünfte zu erteilen. Im Jahr 2025 langten über 120 Anfragen ein. Die Betreuung von Forscher:innen mit unterschiedlichsten Anliegen beschäftigt das Team ganzjährig. Die Bandbreite reicht von der hausgeschichtlichen Dissertation über Auskünfte zu Ahnenforschung und Regionalgeschichte bis hin zur Bereitstellung von Digitalisaten.
Um noch gezieltere Auskünfte erteilen zu können, wird an der fortwährenden Erschließung der Bestände gearbeitet. Im Bereich des Stiftsarchivs werden laufend Akten gesichtet, geordnet, konservatorisch fachgerecht verpackt und verstaut. Über das Archivinformationssystem Archivis Pro sind alle bisher erschlossenen Akten auffindbar und können von Nutzer:innen bestellt werden. Auch in den hauseigenen Sammlungen wurde die Erschließungsarbeit fortgesetzt: Der Bestand der digitalisierten und in der Datenbank erfassten Ansichtskarten beläuft sich mittlerweile auf ca. 26.000 Einzelstücke mit einzigartigen Ansichten aus Admont, Österreich und aller Welt.
Auch die (zu großen Teilen handschriftlichen) Musikbestände wurden im Rahmen eines Projekts, das kurz vor dem Abschluss steht, in den vergangenen Jahren einem breiten Publikum von Musikwissenschafter:innen zugänglich gemacht: Dank der Auffindbarkeit in der internationalen Musikdatenbank RISM steigt die Zahl der Anfragen zu den bemerkenswerten Musikalienbeständen des Stiftsarchivs. Die fachliche Abwicklung wurde von Dr. Ikarus Kaiser, Musikwissenschafter im Stift Wilhering, verantwortet, der auch als Schnittstelle für die Kommunikation mit der musikalisch interessierten Öffentlichkeit fungiert und im Rahmen eines Workshops am 6. Februar 2026 Einblicke in die Bestände geben wird.
Ein weiteres Langzeitprojekt, das unmittelbar vor dem Abschluss steht, ist die Datenbank „Höfe in Admonter Urbaren“. Über die Verknüpfung von georeferenzierten Daten mit historischen Urbaren des Stiftsarchivs ist es möglich, die Chronologie der Besitzverhältnisse von Höfen und Ländereien in großen Teilen des Bezirkes Liezen nachzuvollziehen. Dank jahrelanger Recherchen von Dr. Josef Hasitschka sowie der technischen Expertise und Beratung aus dem Stift Klosterneuburg gelang es, die in Urbaren aus verschiedenen Jahrhunderten eingetragenen Höfe zu lokalisieren und auf einer modernen Karte abzubilden.
Nutzer:innen können mit einem Klick alle verfügbaren historischen Informationen über Grundstücke ihrer Wahl abrufen. Dies erleichtert den Zugang zu stark nachgefragten Informationen aus dem Stiftsarchiv. Um den Forschenden den Zugang zu den Originalquellen zu ermöglichen, erfolgte die Digitalisierung aller relevanten Urbare. Die Datenbank wird im Frühjahr 2026 online gehen. Der wissenschaftliche Abend des Jahres 2026, der traditionell am 15. Juni, dem Hochfest des Hl. Gebhard veranstaltet wird, steht im Zeichen dieses Projekts und vermittelt allen Interessierten einen Einblick in die Nutzungsmöglichkeiten und Hintergründe zur Urbar-Datenbank.
Im Bereich der Bibliotheksbestände liegt ein aktueller Fokus auf der Katalogisierung der Druckwerke in Lesesaal und Magazin. Die sukzessive Ordnung und Verzeichnung der Werke im Lesesaal ermöglicht Forscher:innen die unkomplizierte Nutzung der wissenschaftlichen Sekundärliteratur. Die Aufarbeitung, Sichtung und Ordnung jener Bereiche im Bibliotheksmagazin, die jahrzehntelang als Ablage für noch nicht aufgenommenes Material (Schenkungen und Nachlässe, ungeordnet angesammelte Broschüren, Sonderdrucke und Periodica) dienten, ist sowohl im Hinblick auf die raum- und ressourcenschonende Aufstellung als auch für konservatorische Überlegungen ein wichtiges Anliegen: Die frei gewordenen Speicherräumlichkeiten können für jene Druckwerke verwendet werden, die in der Barockbibliothek keinen Platz finden, aufgrund ihres Alters jedoch besondere klimatische Bedingungen benötigen. Der Zielsetzung, den gesamten Buchbestand der Admonter Bibliothek über ein gemeinsames Katalogsystem durchsuchbar zu machen, konnte durch die Zusammenführung der heterogenen Listen und Verzeichnisse Rechnung getragen werden.
In den nunmehr vor-liegenden „Gesamtkatalog“ werden laufend neue Werke aufgenommen und Altkataloge – etwa der OCR-gescannte alte Zettelkatalog – integriert. Bei der Aufbereitung und Bereinigung dieser Daten wurde das Team im Sommer 2025 durch Lea Tritscher als Praktikantin unterstützt, die dieser Arbeit gewissenhaft nachgegangen ist. Für die Unterstützung von Forscher:innen, deren Anfragen sich auf bestimmte Schlagwörter oder Themengebiete beziehen, bedeutet dieses zentrale Katalogsystem eine erhebliche Arbeitserleichterung. Nach Fertigstellung der Bereinigung wird das Durchsuchen der Bibliotheksbestände über eine Online-Plattform möglich sein. Die Tatsache, dass die Titelblätter aller 70.000 Bücher des barocken Bibliothekssaals digitalisiert vorliegen, stellt zudem eine hervorragende Ausgangslage für den künftigen Einsatz von KI-Lösungen zur Texterfassung dar. Für den Fortbestand der Bibliotheksbestände sorgt das laufende IPM (Integrated Pest Monitoring), das vom Archivteam zusätzlich für den gesamten musealen Bereich betreut wird.
Ein wesentlicher Teil der Arbeit am wissenschaftlichen Auftrag entfällt traditionell auf die Unterstützung bei Forschungsprojekten zu Unikaten und Handschriften. Besonders hervorzuheben ist die Kooperation mit dem Team von Prof. Eva Veselovska von der Slowakischen Akademie der Wissenschaften, das eine Sichtung der Fragmentesammlung vorgenommen und die Admonter Musikalienfragmente in der internationalen Datenbank „AustriaManus“ verzeichnet hat. Darüber hinaus ist die Geschichte der Admonter Bibliothek und ihrer Handschriften aktuell Gegenstand zweier universitärer Einzelprojekte in den USA und Australien, die von unserem Team inhaltlich unterstützt wurden.
Zahlreiche Aktivitäten betreffen zudem auch die Vermittlungs- und Öffentlichkeitsarbeit. Den Höhepunkt des Jahres 2025 stellte der wissenschaftliche Abend am 16. Juni dar. Im Rahmen der Präsentation des abgeschlossenen Langzeitprojekts der Handschriftendigitalisierung wurden hochkarätige Vorträge über digitales kulturelles Erbe und die Rolle klösterlicher Bibliotheken für Wissenstradition(en) gehalten. In bewährter Weise wurden auch Schwerpunktführungen für ein interessiertes Publikum angeboten, darunter auch Schüler:innengruppen aus dem Stiftsgymnasium. Unter dem Titel „Blick ins Buch“ wurde erstmals ein Vermittlungsformat angeboten, das die Buchbestände der Stiftsbibliothek themenorientiert und niederschwellig präsentieren soll.
Am 29. März wurden wissenschaftliche Kuriositäten, vorwiegend aus der medizinischen und naturwissenschaftlichen Abteilung, in den Blick genommen, am 25. Juli wurde Regional- und Tourismusgeschichte beleuchtet, mit einem Schwerpunkt auf der Stiftsbibliothek als Sehenswürdigkeit und die Berge als Sehnsuchtsraum. Auch im Jahr 2026 wird es wieder die Möglichkeit zum „Blick ins Buch“ geben: Am 10. April 2026 wird ein Querschnitt durch die Geschichte der Admonter Büchersammlung präsentiert. Der Eintritt zu allen Veranstaltungen von Stiftsarchiv und Bibliothek ist kostenlos.
Auch für die Präsenz von Admont-bezogenen Forschungsthemen in wissenschaftlichen Publikationen und Konferenzen wird laufend gesorgt, zuletzt mit einem Beitrag zur klösterlichen Theatertradition im Jahrgangs-band der „Studien und Mitteilungen des Benediktinerordens“.
Im Jahr 2026 ist geplant, das Team von Stiftsarchiv und Bibliothek zu verstärken – Interessierte sind herzlich eingeladen, sich unter archiv@stiftadmont.at zu melden.