ZWISCHEN WUNDERWELT UND WISSENSCHAFT 

 

Seit dem Barock gab es im Stift Admont ein „Musaeum“ mit Naturobjekten und allerlei Raritäten. Abt Gotthard Kuglmayr hat 1809 ein „Naturalien-Cabinet“ gegründet. Dieser Vorgänger des Naturhistorischen Museums wurde während des Brandes 1865 vernichtet. Von 1866–1906 widmete sich Pater Gabriel Strobl seinem Auftrag zur Wiedererrichtung des zerstörten Museums. Zunächst wandte er sich primär der Botanik zu, danach der Insektenforschung. Als einer der wichtigsten Forscher seiner Zeit hat er eine Insektensammlung mit rund 252.000 Exemplaren aufgebaut. Der Bestand der Zweiflügler/Diptera (Mücken und Fliegen) zählt mit mehr als 50.000 Exemplaren zu den bedeutendsten Kollektionen Europas. 

Im Zuge der Neugestaltung und -eröffnung des Museums 2003 wurde ein Teil im originalen historischen Zustand belassen. Im sog. „Löwenzimmer“ und „Südost-Pavillon“ sind Exponate der heimischen und exotischen Tierwelt sowie eine Sammlung von Gesteinen und Mineralien zu sehen. Ein anderer Teil der Sammlungen ist im modernen Ambiente und in teils neuen Vitrinen präsentiert. Neben Informationen zu P. Gabriel Strobl sind hier die Insekten, Reptilien und Amphibien vertreten. Dem „Nationalpark Gesäuse“ und den naturgetreuen Wachsobst-Früchten von P. Constantin Keller (1778–1864) sind eigene Räume gewidmet.

Die Sammlungsfotografen Volker Weinhold und Sebastian Köpcke haben alle Wachsfrüchte fotografiert. Eine Installation mit einer Auswahl dieser Fotoarbeiten lädt zum Betreten des Raumes mit den Originalen ein. Die detailreichen Aufnahmen machen bewusst, wie vielfältig und weitsichtig der Obstbau in der Mitte des 19. Jahrhunderts betrieben wurde, als von »Biodiversität« und »Nachhaltigkeit« noch keine Rede war. Die berühmte Wachsäpfel-Sammlung im steirischen Stift Admont entstand zwischen 1815 und 1840 unter der Leitung von Pater Constantin Keller. Dieser stammte aus Graz und setzte sich in der gesamten Steiermark sehr für den Apfelanbau und die damit verbundenen landwirtschaftlichen Neuerungen ein. Heute sind noch 243 dieser Wachsmodelle erhalten. Sie wurden teils von Keller selbst nach Gipsabgüssen realer Früchte modelliert, mit echten Stielen, Blütenresten und Details wie Schäden durch Insektenfraß oder fauligen Flecken versehen. Die große Sortenvielfalt, die sie dokumentieren, ist aus der Region so gut wie verschwunden.

Ein i-Tüpfelchen setzt zusätzlich die in den Wachsfrüchte-Raum integrierte Arbeit von Hannelore Demel-Lerchster. Sie zeigt einen angebissenen und wieder „gesund“-vernähten Apfel und trägt den Titel „Wieder gut machen“.

Eine 1986 entstandene 9-teilige Serie überarbeiteter Druckgrafikblätter aus „Die blühende Steyermark“ von Arnulf Rainer tritt in den Dialog mit den Herbarien der Museumsbestände.

Von der Künstlerin Lisa Huber finden sich in Anspielung auf die Insektensammlung von P. Gabriel Strobl Insektenmotive in überdimensionale Papierschnitte transformiert.

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Stift Admont Museum - Kind im Naturhistorischen Museum bei Reptilien © Thomas Sattler
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Stift Admont - Naturhistorisches Museum ©Thomas Sattler
Stift Admont - Naturhistorisches Museum © Stefan Leitner
Stift Admont Museum und Bibliothek - Kinder im Naturhistorischen Museum © Thomas Sattler
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Stift Admont Museum - Kinder sehen sich das Naturhistorischen Museum an © Thomas Sattler
Stift Admont - Bibliothek & Museum © Thomas Sattler
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