Stift Admont - Weltgrößte Klosterbibliothek © Stefan Leitner

Architektur

Die weltberühmte Admonter Stiftsbibliothek liegt im Ostflügel des Stiftsgebäudes. Im ersten Obergeschoss des Südtraktes ist sie über das Museum zugänglich. Mit einer Länge von 70 m, einer Breite von 14 m und einer Höhe von 11 m (in der Mittelkuppel 12,7 m) ist dieser Raum der größte klösterliche Bibliothekssaal der Welt.

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Achtes Weltwunder – Admonter Klosterbibliothek

In der Vergangenheit wurde dieser Saal auch als „Achtes Weltwunder“ bezeichnet. Das Zusammenspiel seiner gewaltigen Dimensionen, seiner architektonischen Gliederung, seines Bücherbestandes und seiner künstlerischen Ausstattung wirkt zeitlos atemberaubend.

Als Architekt wird in der älteren Literatur fälschlich der aus Steyr stammende Baumeister Gotthard Hayberger genannt. Nach dem heutigen Forschungsstand hat der aus Wien gebürtige und hauptsächlich in der Steiermark tätige Architekt Josef Hueber den Bibliothekssaal geplant und die Bauarbeiten geleitet. Dabei hat er sich den bis 1726 erbauten Prunkbau der kaiserlichen Hofbibliothek (heute Nationalbibliothek) in Wien zum Vorbild genommen.

Hueber hat auch den Admonter-Saal in drei Kompartimente geteilt: In einen zentralen, längsovalen Kuppelraum und in zwei beidseitig angegliederte Flügelsäle. Die beiden Flügelsäle sind in je drei Jochen von gelängten Platzlgewölben überspannt. Somit wird der gesamte langgestreckte Prunksaal von insgesamt 7 Kuppeln überwölbt. Er ist durch zwei Geschosse geführt, und wird von 48 Fenstern belichtet.

Der zentrale Kuppelraum wird durch zwölf gewölbetragende Säulen aus rötlichem Marmor betont. Sie setzen einen vertikalen Akzent. Auf eine Galerie wurde verzichtet. Die Aufmerksamkeit wird auf das mittlere, für das Bibliotheksprogramm wesentliche Kuppelfresko (alle Deckengemälde stammen von Bartolomeo Altomonte) gelenkt. Es hat die göttliche Offenbarung mit der Darstellung der personifizierten göttlichen Weisheit zum Thema.

In den beiden langen Seitensälen zieht sich eine von Konsolen getragene Galerie entlang. Die Zweigeschossigkeit wird dadurch betont und die Kuppelhöhe gedrückt. Maßgeblich für den Raumeindruck sind die zweigeschossigen Bücherschränke. In den Ecken aller Teilräume sind diese Schränke abgerundet. Durch diese bereits auf das Empire vorgreifende Raumlösung werden 12 der insgesamt 60 Fenster verdeckt. Hinter den je zwei inneren Eckschränken der Flügelsäle führen an vier Stellen der Bibliothek Wendeltreppen zur umlaufenden Galerie im Obergeschoß.

„Geheimtüren“ in der Admonter Bibliothek

Täuschend echte Attrappen von Bücherrücken in nicht als solchen erkennbaren Türen bewahren den homogenen Raumeindruck. Von den Besuchern werden sie „die Geheimtüren“ der Admonter Bibliothek genannt.

Der Admonter Büchersaal wurde erst um 1765 geplant. Die Bauarbeiten dürften 1773 abgeschlossen gewesen sein. Die Innenarchitektur unterscheidet sich somit auffallend von älteren Büchersälen und anderen Stiftsbibliotheken des 18. Jahrhunderts. Besonders deutlich wird der Unterschied in der Farbgebung und Belichtung. Für Helligkeit sorgen schon die zahlreichen Fenster. Statt wie in warmen Brauntönen früherer Bibliotheken sind die Admonter Bücherschränke in weiß mit sparsamer Goldverzierung ausgeführt. Zum einen deuten sich hier Stilelemente des Rokoko an. Zum anderen spiegelt sich darin die geistige Strömung dieser Zeit: die Epoche der Aufklärung.

Der aufklärerische Geist wird natürlich auch im Bücherbestand, in den Kunstwerken, sogar am Boden des Saales spürbar. Über 7.000 rautenförmige Steine aus weißem, rotem und grauem Marmor sind in der gesamten Bibliothek in raffinierter Weise zu geometrischen Mustern gefügt. Je nach subjektiver Wahrnehmung lassen sich Bänder, Zickzack-Linien, Würfel oder scheinbar räumliche Stufengebilde erkennen.

Stift Admont - Weltgrößte Klosterbibliothek © Stefan Leitner
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Stift Admont - Bibliothek bei Nacht © Thomas Sattler
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