Kunst verbindet Blinde & Sehende
Diese Spezialsammlung ist ein eigenständiges Sammlungs-Modul innerhalb der Sammlung Gegenwartskunst. Sie umfasst derzeit 27 zeitgenössische Kunstwerke, die für Blinde und Sehende gleichermaßen zugänglich sind.
Reflektionen
Seit 2002 werden ausgewählte Künstlerinnen und Künstler damit beauftragt. Als Zugang zu dieser speziellen Themenstellung setzen sie sich auf unterschiedliche Art und Weise mit Blind-Sein bzw. Sehbeeinträchtigung auseinander. Im Dialog mit Betroffenen versuchen sie, diese Wahrnehmungswelt zu erkunden – und damit meist die eigene Wahrnehmung, das eigene körperliche Navigationssystem sowie die jeweils eigene künstlerische Produktion zu reflektieren. Aus diesem Prozess entstanden Kunstwerke, die mehrsinnlich erkundbar und erfahrbar sind – unmittelbar. Das Spektrum reicht von einfachen skulpturalen über hochkomplexe multimediale Werke bis zu Arbeiten, die sich nur über den Dialog zwischen Blinden und Sehenden erschließen.
Proaktivität
Die Sammlung ist als proaktives Angebot konzipiert, blinde Menschen zum Diskurs über zeitgenössische Kunst einzuladen, zwischen Blinden und Sehenden einen grenzerweiternden Prozess des ART SHARINGs und des SPACE SHARINGs anzuregen. Die Sammlung bietet die Möglichkeit für die Begegnung unterschiedlicher Welten, für deren Austausch hin zu einer wechselseitigen Bereicherung. Ein gemeinsamer Raum im Miteinander kann sich entwickeln. Sehende finden spielerisch ungewöhnliche Zugänge zur Kunst sowie zu verschiedenen Wahrnehmungsstilen und Wahrnehmungswelten. Die Sammlung thematisiert außerdem die sinnliche Erfahrungsqualität als eigene Kunstkategorie, als eigenen künstlerischen Wert. Durch dieses in ganz Europa einmalige Kunstprojekt wird ein neuer Zugang zu zeitgenössischer Kunst ermöglicht.
Prozess
2012 wurde „JENSEITS DES SEHENS – Kunst verbindet Blinde und Sehende“ erstmals hier im Museum des Stiftes Admont der Öffentlichkeit präsentiert – anlässlich ihres 10jährigen Bestehens. 2013/14 wurde die Sammlung im Zentrum Zeitgenösssicher Kunst Winzavod in Moskau zur Diskussion gestellt, mit durchgehend positiven Reaktionen und nachhaltigen Effekten vor Ort.
Der Sammlungsaufbau sowie die Präsentation wurden wissenschaftlich begleitet und multimedial dokumentiert. Ein mehrjährig angelegtes Film-Projekt begleitet den Prozess der Rezeption. Gemeinsam mit Blinden und Sehenden wurde bis jetzt ein umfangreiches Know-how gewonnen und neuartige Ansätze in der Vermittlung und Rezeption entwickelt. Für die nächsten Jahre sind mögliche Präsentationsorte aktiv im Gespräch.
Michael Braunsteiner, Kurator
Barbara Eisner-B, Coach | wissenschaftliche Begleitung | Dokumentation | Film-Projekt
Mit Werken von:
Thomas Baumann, Wolfgang Becksteiner, Adi Brunner, Hannelore Demel-Lerchster, Johannes Deutsch, Manfred Erjautz, Heribert Friedl, Matthias Gommel, Michael Gumhold, Stefan Gyurko, Maria Hahnenkamp, Julie Hayward, Tomas Hoke, Anna Jermolaewa, Karl Karner, Michael Kienzer, Karl Leitgeb, Michael Maier, David Moises, Werner Reiterer, Constanze Ruhm, Emil Siemeister, Gustav Troger, Norbert Trummer, Martin Walde, Hans Winkler, Fabio Zolly.