DI KARL-HEINZ KRISCH
Kustos des Naturhistorischen Museums
naturhistorisches.museum@stiftadmont.at +43 (0) 3613/2312-609Das Naturhistorische Museum wurde nach dem verheerenden Stiftsbrand im Jahr 1865 vom erst 20-jährigen Admonter Benediktiner Pater Gabriel Strobl in den Jahren 1866 bis 1906 neu errichtet. In seiner wissenschaftlichen Tätigkeit baute Strobl eine riesige Insektensammlung mit rund 252.000 Exemplaren auf. Allein der Bestand an Zweiflüglern (Dipteren) zählt mit mehr als 50.000 Objekten zu den bedeutenden Kollektionen Europas. Durch eigenes Sammeln, durch Tausch, Ankauf und in Form von Schenkungen erwarb Pater Gabriel Strobl in seiner 44jährigen Tätigkeit jene Sammlungs-Bestände, die heute im zum Teil neu konzipierten Naturhistorischen Museum zu bestaunen sind.
Im Zuge des Umbaus und der Neugestaltung der Museumslandschaft im Stift Admont wurden auch die Räumlichkeiten des Naturhistorischen Museums renoviert und am 2. Mai 2004 feierlich eröffnet. Zu Beginn tritt man in die Welt der Reptilien und Amphibien: ein über zwei Meter langer Mississippi-Alligator, Trocken- und Weingeist-Präparate von Schlangen, Eidechsen, Schildkröten. Ein „Vitrinen-Band“ informiert über die geschichtliche Entwicklung des Naturhistorischen Museums. Der erste Seiten-Saal ist dem wissenschaftlichen und künstlerischem Lebenswerk von Pater Gabriel Strobl gewidmet. An den Wänden ist eine Schausammlung von verschiedenen Insekten-Gruppen positioniert.
Von besonderer Bedeutung ist die Insektensammlung: insbesondere die Sammlung der Zweiflügler, die Pater Gabriel Strobl vor mehr als 100 Jahren zusammengetragen hat. Die Forschung befasst sich noch heute mit dieser Sammlung. Kontakte mit internationalen Instituten bestehen und anerkannte Fachleute bemühen sich um weiterführende Forschung und detaillierte Typisierungen. Wissenschaftliche Werke und neu verfasste Bücher, insbesonders von Milan Chvála, belegen den Wert der eindrucksvollen Sammlung in der Fachwelt.
Der zweite Seiten-Saal präsentiert in einer eindrucksvollen Installation alle 243 Exponate an Wachsobst-Früchten von Pater Constantin Keller (1778–1864). Der Raum erhält durch eine geschwungene Vitrinen-Konstruktion selbst die Form einer Frucht. Er beherbergt die kunstvollen Unikate, die P. Constantin nach selbst gezüchteten Originalen in Wachs nachgeformt hat. Die Wachsfrüchte sind von höchster Qualität und entsprechen nahezu perfekt ihren natürlichen Vorbildern. Darunter befinden sich auch Obstsorten, die heute zum großen Teil aus den bestehenden Sortimenten verschwunden sind. Lesen Sie mehr über die Wachsobstsammlung von P. Constantin Keller.
Ein Kooperationsprojekt des Nationalpark Gesäuse und des Stiftes Admont ist im dritten Seiten-Saal zu erleben. Die Dauerausstellung versucht über die Leidenschaft der Forscher die Emotion der Besucher für die Natur und ganz speziell den nahen Nationalpark Gesäuse zu wecken.
Lebewesen aus den verschiedenen Naturreichen, die die unterschiedlichen Elemente „Erde, Luft und Wasser“ bewohnen: Europäische Schmetterlinge, getrocknete und gepresste Sporenpflanzen in historischen Schränken entlang der rechten Seite spiegeln das harmonische Miteinander von Tier und Pflanze wider. Den dritten Lebensbereich „Wasser“ repräsentieren in diesem Saal eine Kollektion von Konchylien (Weichtier-Schalen) und Fisch-Präparate.
Das sogenannte „Löwenzimmer“ wurde im historischen Ambiente belassen und trägt seinen Namen aufgrund eines großen ostafrikanischen Löwen-Präparates, das Pater Gabriel Strobl vom berühmten Afrika-Forscher Emil Holub erworben hat. In den historischen Schaukästen befinden sich wertvolle Exponate vor allem exotischer Säugetiere und Vögel.
Den Schluss dieser „Natur-Wanderung“ bildet der sogenannte „Südost-Pavillon“ mit herrlicher Aussicht in das Nationalpark-Gebiet. Dieser ehemals einzige Raum des Naturhistorischen Museums bietet neben einer großen Sammlung von Gesteinen und Mineralien eine bunte Schau von europäischen und heimischen Säugetieren und Vögeln.
Mit P. Gabriel Strobl (1846-1925), der sich als Kustos des Naturhistorischen Museums in seinen ersten 12 Schaffensjahren hauptsächlich der Botanik widmete und in den nächsten 32 Jahren auf dem Gebiet der Insektenkunde (Entomologie) arbeitete, erreichte das Stift Admont große Bedeutung in der naturwissenschaftlichen Forschung. Die Klöster waren insgesamt oft ein Ort des Wissens und der Ausbildung. Das Benediktinerstift Admont ist bemüht, dieses Erbe im Rahmen seiner Möglichkeiten weiter zu führen und unsere Umwelt als Teil der in unsere Verantwortung übergebenen Schöpfung zu bewahren.