AUF DER SUCHE NACH DEM GÖTTLICHEN
Kunst. Erzählend, beständig, suchend. Nach dem Göttlichen? „Ja, auch dafür kann sie Ausdruck sein“, sagt Pater Michael Robitschko. Der Benediktinermönch ist Stift Admonts Kunst- und Kulturbeauftragter und gibt einen Einblick in Österreichs wohl kontrastreichstes Privatmuseum.
Es lebe die Vielfalt. So lautet der Slogan des Stiftsmuseums Admont und der trifft genau ins Schwarze. Ein Museum für Gegenwartskunst, ein Natur- und ein Kunsthistorisches Museum, eine Gotikausstellung, mittelalterliche Handschriften und Frühdrucke sowie die weltweit größte Klosterbibliothek finden sich hier vereint unter einem Dach. Mit diesem breiten Angebot, Originalität und geleisteter Aufbauarbeit konnte sich das Stiftsmuseum bereits gegen viele namhafte Einrichtungen durchsetzen und 2005 sogar den Österreichischen Museumspreis erringen. Eine Auszeichnung, für die auch die „Made for Admont“-Schiene ausschlaggebend war. Die Idee dahinter: Kunst zu zeigen, die in Admont verortet ist. Den Auftakt machte der österreichische Maler Lois Renner im Jahr 2000.
Mittlerweile umfasst die Made for Admont-Schiene hunderte Werke von über 70 Künstlerinnen und Künstlern. Warum man den Weg der Auftragskunst eingeschlagen hat und welche Überraschungen die Jubiläumsausstellung zum 950-jährigen Bestehen des Benediktinerstiftes Admont bereit hält, erzählt der Kunst- und Kulturbeauftragte, Pater Michael Robitschko, im Interview.
Die Sammlung von Gegenwartskunst umfasst auch viele Werke, die „Made for Admont“ sind. Wieso gibt das Stiftsmuseum Kunst in Auftrag?
Die Kirche war einst eine wichtige Auftragsgeberin für Kunst und somit auch Quelle der Kultur. Viele bedeutende Werke, die wir heute bewundern können, sind entstanden, weil die Kirche den Kunstschaffenden eine Möglichkeit der Entfaltung gegeben hat. Dieses Mäzenatentum wollten wir wieder aufleben lassen und damit die Entstehung von Gegenwartskunst fördern.
Neben der Gegenwartskunst zeigt das Stiftsmuseum auch sakrale Kunst aus der Epoche der Gotik. Ein Widerspruch oder die optimale Ergänzung?
Eindeutig Zweiteres. Im Stiftsmuseum treten sakrale und moderne Kunst nicht in Konkurrenz, wie es im ersten Moment vielleicht den Anschein haben mag. Es sind zwei konträre Welten, die miteinander in Berührung kommen und einen Dialog eingehen. Dieses Aufeinandertreffen erweitert das Erlebnis eines Museumsbesuchs beträchtlich. Während alte Kunst eine klare Botschaft vermittelt, lässt die Gegenwartskunst viel Raum zur Interpretation. Wie wir moderne Kunstwerke auslegen, ist oft sehr individuell und hängt auch von unserer eigenen Biografie ab. Manchmal denke ich, dass diese Freiheit der Kunst auch ein Ausdruck der Suche ist. Vielleicht auch die Suche nach dem Göttlichen.
Also bietet Kunst auch die Möglichkeit, sich mit dem Glauben auseinanderzusetzen?
Unbedingt. Jede unserer Museumsabteilungen bietet einen anderen Zugang zum Glauben. Während es im Naturhistorischen Museum die Auseinandersetzung mit der Schöpfung ist, spricht die Gotikausstellung eine klare Bildsprache. Malereien und Skulpturen befassen sich vorwiegend mit biblischen Szenen und sind Ausdruck dafür, wie stark der Glaube den Alltag der Menschen in dieser Epoche geprägt hat. Und noch heute spielt die Spiritualität eine große Rolle in der Kunst. Wenn auch auf eine andere Art und Weise.
Wie schafft es das Stiftsmuseum, fast jährlich einen neuen Besucherrekord aufzustellen?
Sicher ist die Stiftsbibliothek Admont als größter klösterlicher Bibliothekssaal der Welt ein wahrer Publikumsmagnet. Doch ich denke, in Summe ist es der breite Bogen, den wir von der Gotik – zum Teil auch von der Romanik – bis in die Gegenwart spannen, der uns so erfolgreich macht. Vielleicht wird der Museumsbesuch auch deshalb immer beliebter, weil sich die Menschen nach etwas Beständigem sehnen. Kunst ermöglicht somit nicht nur die Auseinandersetzung mit vielen unterschiedlichen Themen, sondern gibt auch Halt in einer schnelllebigen Zeit.
Was erwartet Besucherinnen und Besucher in der kommenden Sonderausstellung?
Ich will zwar noch nicht zu viel verraten, aber so viel sei gesagt: Es wird einen Relaunch fast aller Museumsbereiche geben. Das Kunsthistorische Museum übersiedelt in das Erdgeschoss. Die Sonderausstellung werden wir im ersten Stock präsentieren. Ihr Schwerpunkt wird auf unserer fast tausendjährigen Geschichte liegen und damit auch zeigen, wie Mönche und Menschen in dieser langen Zeit den Glauben gelebt und erlebt haben.