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Seidenes Erbe

Auf dem Weihnachtsornat scheint sich die gesamte Pracht der barocken Stilepoche zu entfalten. Jahrhundertelang wurde er als Messgewand verwendet. Heute ist er ein museales Ausstellungsstück.

Seidenes Erbe

Donnerstag, 02.12.2021

Drei Jahre nach seinem Tod schrieb Kaiser Maximilian auf Ansuchen seines Nachfolgers an den Dogen von Venedig, um die angeblich entwendeten Admonter Stiftsschätze zurückzufordern. Ob daraufhin jemals etwas zurückgekommen ist, bleibt leider im Dunkeln.

Die Paramentensammlung des Benediktinerstiftes Admont zählt wohl zu den bedeutendsten und umfangreichsten im deutschsprachigen Raum. Fünf der kunstvollen Ornate stammen von frater Benno Haan, der bis zum Jahr 1720 als Mönch in Admont lebte. Mit dem Weihnachtsornat ist dem Kunststicker ein Meisterwerk gelungen, das die Nadelmalerei in vollendeter Form zeigt. Wie feine Pinselstriche wirken die Fäden seiner Stickereien, die durch gekonnte Farbabstufungen gemalten Bildern gleichkommen. „Der Weihnachtsornat ist im Barock entstanden. Einer Zeit, in der man den Himmel auf Erden zeigen wollte. Dementsprechend festlich wurde auch dieses Gewand gestaltet“, erklärt frater Alexander Weiss die prunkvolle Ausstattung. Die gewählten Motive bilden jedoch keine weihnachtliche Szene ab, sondern die Symbole der vier Evangelisten, sowie eine Vielzahl von Heiligen und bunten Blumen. Seinen Namen hat der seidene Ornat aufgrund seines Verwendungszwecks erhalten, da er hauptsächlich bei den Pontifikalmessen an den Weihnachtsfeiertagen getragen wurde.

Viel kopiertes Original

Im Mai 2018 wurde frater Alexander Weiss zum Kustos der Paramente ernannt, wodurch ihm eine große Verantwortung übertragen wurde. „Mein Auftrag ist es, dieses Erbe für die Nachwelt zu erhalten“, spricht der Kustos über eine seiner Hauptaufgaben: Die Lagerung der edlen Gewänder. Eine besonders heikle Angelegenheit, wie er verrät: „Der Großteil unserer Paramente wird liegend in einem lichtgeschützten und temperierten Raum verwahrt. So vermeiden wir, dass die Stoffe reißen oder brüchig werden, was nur zu leicht passieren kann, würde man sie auf Kleiderbügel hängen.“ Um die edlen Gewänder sicher aufzubewahren, ist die Paramentenkammer mit raumhohen Schränken ausgestattet, in denen die Ornate in meterlangen Laden lagern. Der Weihnachtsornat nimmt gleich mehrere dieser Schubfächer in Anspruch.

„Es ist ein ganzes Set, das insgesamt vierzehn Textilien umfasst“, erklärt der Kustos den großen Platzbedarf. Öffnet man jene Lade, in welcher die Kasel des Weihnachtsornats aufbewahrt wird, springt einem ein Detail sofort ins Auge: Lange Fransen aus Goldfäden zieren die rechte und die linke Außenseite des kirchlichen Messgewandes. Eine Besonderheit, die alle Ornate des Meisterstickers Benno Haan aufweisen, weiß der Kustos: „Diese Fransen sind ein typisches Stilelement seiner Arbeit, das seine Nachfolger übernommen haben. Deshalb sind auch jene Ornate mit Fransen versehen, die nach Benno Haans Wirken in Admont entstanden sind.“ Dieses unverkennbare Merkmal ist ein weiterer Grund, weshalb die Paramente des Benediktinerstiftes eine weltweite Rarität sind.

DER WEIHNACHTSORNAT IM ÜBERBLICK:

Das kirchliche Festtagsgewand besteht aus purer Seide und wurde 1680 von frater Benno Haan gefertigt.  Es ist ein Set, das vierzehn Textilien umfasst:

  • Eine Kasel mit Stola: Messgewand des Abtes.
  • Ein Paar Handschuhe.
  • Ein Paar Schuhe.
  • Zwei Dalmatiken mit Stola: Festtagsgewand der Diakone.
  • Drei Manipel: Teil eines liturgisches Gewandes, das im alten Kirchenritus über den Arm gelegt wurde.
  • Ein Vespermantel
  • Ein Antependium: Dient zur Zierde des Hochaltars.
  • Eine Mitra: Kopfbedeckung des Abtes bei Pontifikalgottesdiensten.
  • Ein Gremiale: Wurde im alten Kirchenritus auf dem Schoß des Abtes platziert.