Advent, Advent, ein Lichtlein brennt
Mittwoch, 01.12.2021
Erst eins, dann zwei, dann drei, dann vier, dann steht das Christkind vor der Tür. An welche Heiligen sich Christen im Advent erinnern und welche Bräuche die Vorweihnachtszeit begleiten.
Vorfreude ist die bekanntlich schönste Freude. Am 24. Dezember feiern wir Weihnachten. Bis dahin nutzen wir die Zeit, um uns darauf vorzubereiten. Doch damit ist weder das Abarbeiten von Wunschlisten, noch die Planung des Weihnachtsessens gemeint. Im Advent steht die Ankunft des Mensch gewordenen Gottes im Zentrum. Christen bereiten sich einerseites auf die Geburt Jesu und zum anderen auf sein Wiederkommen auf Erden vor. Diese Erwartung steckt auch im Namen „Advent“, was sich aus dem lateinischen „adventus“ ableitet und soviel wie „Ankunft“ bedeutet. Auch wenn die Vorbereitung auf diese heilige Zeit heutzutage eher aus Kekse backen und Lieder singen besteht, war der Advent ursprünglich von Fasten und Verzicht geprägt. Verändert hat sich auch die Dauer des Advents. Einst umfasste die Vorbereitungszeit sechs Wochen und wurde von Papst Gregor I. auf vier Wochen gekürzt. Einzig und allein in Mailand feiert man immer noch sechs Wochen lang Advent. Eine Zeit, um die sich auch viel altes Brauchtum rankt.
Adventkranz
Die zündende Idee für den Adventkranz hatte der deutsche Theologe Johann Hinrich Wichern vor rund 180 Jahren. Auslöser waren ihm anvertraute Waisenkinder, die in einem Heim lebten. Nur er weiß, wie oft er die Frage „Wann ist endlich Weihnachten?“ tatsächlich gehört hat. Wahrscheinlich mehr als nur einmal, denn um den Kindern das Warten zu erleichtern, steckte Pfarrer Wichern Kerzen auf ein Wagenrad. Neunzehn kleine und vier große. Die kleinen Kerzen kennzeichneten die Wochentage von Montag bis Samstag. Die großen Kerzen wurden an den vier Adventsonntagen angezündet. Das für den Adventkranz so typische Material, die Tannenzweige, setzten sich erst gegen Ende des 19 Jahrhunderts durch. Heutzutage findet man Adventkränze auch aus Holz, Schmiedeeisen, immergrünen Blättern, Tannenzapfen und sogar aus Plastik und Porzellan. So unterschiedlich sie auch aussehen mögen, eines haben alle gemeinsam: Im Gegensatz zum allerersten Adventkranz tragen sie nur noch vier Kerzen.
Adventkalender
Nur dreißig Jahre nach dem Adventkranz wurde der Adventkalender erfunden. Mit den prall gefüllten Adventkalendern von heute hatte der damals entstandene Brauch jedoch nur wenig zu tun. Die ersten Adventkalender bestanden aus einzelnen Bildern, die eines nach dem anderen an jedem Tag im Dezember aufgehängt wurden. Andernorts wurde einfach einer von 24 Kreidestrichen weggewischt. Erst vor rund hundert Jahren kamen die ersten gedruckten Adventkalender auf den Markt. Daraus entwickelten sich Wimmeladventkalender mit Türchen zum Öffnen. Erst später steckten hinter diesen Türchen erstmals auch kleine Schokoladenstücke. Heute hat der Adventkalender einen neuen Hype erreicht: Von Tee, Kosmetika, Spielzeug, Büchern bis hin zu Blütensamen und Pralinen gibt es den Adventkalender in allen möglichen Ausführungen.
Barbarazweige
Die römisch-katholische Kirche gedenkt am 4. Dezember der Heiligen Barbara. Sie starb im Jahr 306 den Märtyrertod. Der Legende nach soll sie von ihrem Vater in einen Turm eingeschlossen worden sein, um eine Heirat zu verhindern. Nachdem ihr die Flucht gelungen war, wurde Barbara verraten und von ihrem eigenen Vater enthauptet. Daraufhin soll ihn der Blitz getroffen haben. Zu ihrem Gedenken schneiden viele Christen am 4. Dezember einen Blütenzweig ab, um ihn zu Hause in eine Vase zu stellen. Stehen sie an Weihnachten in voller Blüte, sollen die Zweige nach altem Brauch Glück bringen. Selbst Hochzeiten sollen sich auf diese Weise voraussagen lassen.
Nikolausfest
Obwohl sie oft verwechselt werden: Der Heilige Nikolaus hat so gar nichts mit dem Weihnachtsmann zu tun. Während letzterer als Werbegesicht für eine Getränkemarke erfunden wurde, kam der Heilige Nikolaus gegen 280 nach Christus zur Welt und wurde im Jahr 300 zum Bischof von Myra geweiht. Er soll auf das Schicksal dreier Töchter einer bettelarmen Familie aufmerksam geworden sein. Um ihnen eine Hochzeit zu ermöglichen, soll Nikolaus heimlich drei Säckchen mit Gold ins Haus geworfen haben. Darauf baut auch ein alter Brauch auf. Am Vorabend des 6. Dezember stellen Kinder ihre Stiefel vor die Tür, damit Nikolaus sie mit Süßigkeiten füllt.
Maria Empfängnis
Maria ist wohl die berühmteste aller Mütter. Der 8. Dezember ist ihr gewidmet. An diesem Tag gedenken die Christen ihrer Gottesmutter, die ohne Sünde gewesen ist. In Österreich ist dieser Tag sogar ein gesetzlich festgelegter Feiertag mit jahrhundertelanger Tradition. Welch große Bedeutung „Maria Empfängnis“ für die römisch-katholische Kirche hat, zeigt sich auch in Rom. Jedes Jahr begeht der Papst diesen Feiertag mit einem an die Jungfrau Maria gerichteten Gebet auf der Piazza di Spagna.
Lucienlichter
Christen gedenken der Heiligen Lucia am 13. Dezember. Der Legende nach soll sie Kerzen auf dem Kopf getragen haben, um beide Hände zum Transportieren von Essen und Trinken nutzen zu können. Schließlich soll die Heilige Lucia verfolgte Christen in ihren unterirdischen Verstecken versorgt haben. Viele Bräuche haben sich daraus abgeleitet. In Schweden trägt die älteste Tochter des Hauses einen Kerzenkranz auf dem Kopf und zieht als Lucienbraut durch den Ort. In Oberbayern basteln Kinder kleine Schiffchen in Form von Häusern, die sie mit Kerzen bestücken und in der Dunkelheit in den Fluss setzen. In Italien finden vielerorts Volksfeste und Lichterumzüge statt. Andernorts stellen Kinder Teelichter ins Fenster, die das Ende der dunklen Tage verkünden.