950 Jahre lebendiges Kloster

Jubiläumsausstellung 2024

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Jubiläumsausstellung Teil
Stift Admont Museumseröffnung © Sabine Breitfuss ()
Stift Admont Museumseröffnung © Sabine Breitfuss ()
Jubiläumsausstellung

Admont 1074 – Ein Streifzug durch die Stiftsgeschichte

Christian Rapp / Alexander Kada

Im Frühjahr 2024 wird im ersten Geschoss des Museumsgebäudes eine Sonderausstellung zur Geschichte und Entwicklung des Klosters eröffnet. Die Schau stellt eine Reise durch fast ein Jahrtausend dar und zeigt faszinierende Objekte, von illuminierten Handschriften aus dem Mittelalter bis zur zeitgenössischen Fotocollage eines Lois Renner, von Proben aus Holzkohle bis zum kostbaren Pektorale. 

Die Vielfalt der Objekte legte eine zurückhaltende, und doch unterstützende Gestaltung nahe. Die Freude an der Wahrnehmung soll im Zentrum stehen. Raumhohe Vitrinen nehmen spektakuläre Objekte auf, große und kleine Formate wechseln einander ab, großformatige Drucke an den Wänden und Hörstationen vermitteln Atmosphäre und lassen Besucherinnen und Besucher eintauchen in unterschiedliche Epochen. Goldfarbene, metallene Flächen, an verschiedenen Positionen eingesetzt, dienen der Teilung von Räumen und Großvitrinen. “Schönes entsteht, wenn das Äußere ein Bild des Inneren wird” – dieser Gedanke steht sinnbildlich für die Gestaltung der Sonderausstellung. Ohne sich anzustrengen, als würde man von einem sanften Rückenwind vorangetrieben, durchwandert man die Ausstellung und gerät immer wieder ins Staunen. 

Jubiläumsausstellung
Stift Admont Museumseröffnung © Sabine Breitfuss ()

Wir beginnen unsere Reise durch die Zeit mit der Gründung des Stiftes und den Legenden, die sich darum ranken. Jede Epoche hat diese und ihre zentralen Akteure neu interpretiert. Neben frei erfundenen Nachbildungen der Gründerin Hemma von Gurk und dem Erzbischof Gebhard von Salzburg ist die wissenschaftlich untermauerte Rekonstruktion des Kopfes des Erzbischofs zu sehen. Wir schauen Gebhard sozusagen wie einem Zeitgenossen ins Angesicht. Auch wenn eine solche Rekonstruktion immer nur eine Annäherung sein kann, hat man den Eindruck, die psychischen Belastungen in den Gesichtszügen erkennen zu können, denen der Erzbischof während des Investiturstreites ausgesetzt war. Admont als Gebhards Gründung und als papsttreues Kloster wurde mehrmals von den Feinden Salzburgs überfallen und ausgeplündert. Wichtig ist uns die Darstellung des 1121 gegründeten Nonnenstiftes, das bis ins 16. Jhdt. existierte und in illustrierten Handschriften, Korrespondenzen und Urkunden gut dokumentiert ist. Ein weiterer Abschnitt der Ausstellung befasst sich mit der Blüte Admonts im Spätmittelalter, verkörpert im Werk der Äbte Irimbert, Heinrich II. und Engelbert. Sie stehen für die vielfältigen Rollen, die Klostervorsteher in Wissenschaft, Klerus, aber auch Politik spielen konnten: Irimbert galt als strenger Ordensreformator; Heinrich II. war als Landschreiber der oberste Finanzbeamte der Steiermark und stieg dann zum Landeshauptmann auf; Abt Engelbert war einer der wichtigsten österreichischen Gelehrten seiner Zeit.

Dieser eindrucksvollen Epoche folgen Glaubenskrise und Reformation, die in Admont das Ende des Nonnenklosters bedeuteten und auch das Mönchskloster bedroht haben. Diese umwälzende Zeit wird anhand früher gedruckter Bücher dargestellt, durch die die Reformation Verbreitung fand. Der neuerliche Aufschwung des Stiftes in der Gegenreformation ist an einigen besonders eindrucksvollen Exponaten der Ausstellung zu erkennen: Ausstattungsstücke des legendären Steinernen Saales sind zu sehen, kostbare Sakralgeräte oder prachtvolle Paramente aus der Werkstatt des Benno Haan.

Es folgen die Auf und Abs der josephinischen und napoleonischen Zeit sowie der Brand von 1865. In historischen Stereofotos können Besucherinnen und Besucher sich das „alte“ Admont vor dem Brand sowie den Wiederaufbau der Kirche vergegenwärtigen. In Dokumenten, Fotos und Briefen sind die großen Verwerfungen des 20. Jahrhunderts festgehalten, die schwere Wirtschaftskrise der 1930er-Jahre sowie die Auflösung und Enteignung des Stiftes durch die Nationalsozialisten. Bücher aus der Bibliothek mussten an die Deutsche Versuchsanstalt für Ernährung und Verpflegung abgeliefert werden, die dem Konzentrationslager Dachau angegliedert war, was man an entsprechenden Stempeln erkennen kann.

Im Herbst 1945, einige Monate nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs, kehrte Abt Bonifaz Zölß mit seinem Konvent aus der Verbannung wieder nach Admont zurück. Nach den Mühen des Anfangs zeichnete sich eine Phase der Prosperität in allen Bereichen des Stiftslebens ab, die im Wesentlichen bis in die Gegenwart anhält. Exemplarisch für die Zeit des Wiederaufbaues ist der Gebhardskelch, den der Bildhauer Hellmut Gsöllpointner in den späten 1950er-Jahren geschaffen hat. Er hat eine schlichte elegante Form und enthält die Gestalt Gebhards, die nach einer romanischen Miniatur aus der Admonter Bibliothek in Stahlschnitt wiedergegeben ist. Der darauffolgende Abschnitt der Ausstellung ist der wissenschaftlichen Neugier, der Forschung, dem Sammeln und der Vermittlung von Wissen gewidmet, dargestellt an Büchern der Bibliothek und Objekten der naturkundlichen Sammlung. Sie spiegeln die breiten Interessen und die Passionen der Fratres wider. Leitobjekte dieses Bereichs sind zwei Globen, die auf den Geographen und Kartograph Gerhard Mercator zurückgehen, der als Begründer der modernen Kartographie gilt. Ein solches Globenpaar gibt es in Österreich nur noch in der Nationalbibliothek. Dass Wissen in Admont nicht nur vertieft und vermehrt, sondern auch weitergegeben wurde, zeigt ein Blick in die Admonter Schulgeschichte, die mit der Ausbildung des Klerus, aber auch von Buben aus dem Laienstand schon in der Gründungszeit begann. 

Wissenschaftliche Forschung und Lehre ebenso wie die pastorale Tätigkeit erfordern eine ökonomische Grundlage. Davon berichtet ein weiterer Abschnitt der Ausstellung, der sich den historischen und gegenwärtigen Wirtschaftsbetrieben widmet. Ein Prachturbar von 1443 dokumentiert den Zusammenhang von Besitz und Herrschaft, wie er bis 1848 gültig war. Dass das Stift immer wieder genötigt war, die Kriege des Landesherrn zu finanzieren, zeigt ein zweites Dokument, in dem der Verkauf eines Besitzes festgehalten wird. Eine Knappenfahne des späten 17. Jahrhunderts, auf der Bergmänner zu sehen sind, sowie das eindrucksvolle Bild des Inneren eines Hammerwerks, gemalt von Augustin Kurtz-Gallenstein, illustrieren die montanistischen Aktivitäten von Stift Admont, die stets für die gesamte Region von Bedeutung waren, ob es sich um den Salzabbau im Mittelalter handelt, die Eisenverhüttung in der Frühen Neuzeit oder den Magnesitbergbau im 20. Jahrhundert. 

Eine Wende ins Existenzielle bietet der folgende Ausstellungsraum, der sich dem Themenkreis von Tod, Leben und Auferstehung widmet, wobei das kuratorische Team hier bewusst barocke Gemälde und Grafik mit zeitgenössischen künstlerischen Arbeiten wie etwa von Siegfried Anzinger in Beziehung setzt, um zum einen die Kontinuität dieses existenziellen Themas, aber auch die Vielfalt seiner Deutungen zu betonen. Admont verfügt über eine Reihe von Werken, die den Sterbensvorgang darstellen, Objekte des Totengedenkens sowie über Bücher, die Totentänze enthalten.

Am Ende des Rundgangs laden wir Besucherinnen und Besucher ein, vom Schauen auf das Hören umzuschwenken. Einige Musikstücke, die mit Bezug zum Stift entstanden sind, werden zu Gehör gebracht, aber auch literarische Texte, die über das Stift geschrieben worden sind, darunter von Caroline Pichler, Peter Rosegger, Paula Grogger und Bodo Hell. Begeistert von Admont war zu Beginn des 19. Jahrhunderts der Naturforscher und Reiseschriftsteller Johann August Schultes, als er mit einigen Gefährten auf seiner Reise zum Großglockner in Admont Station machte. Er wäre hier beinahe hängengeblieben, sagte er, festgehalten wie einst Odysseus von Kirke, weil jeweils ein anderer „Lieblingsgegenstand“ – die Landschaft, die Bibliothek, die Blumen der Umgebung, der Klang der Kirchenorgel – seine Mitreisenden und ihn gefesselt hielten. Die Museen des Stiftes, für alte und zeitgenössische Kunst sowie für Naturkunde wären für Schultes und seine Reisbegleiter heute gewiss zusätzliche Lieblingsgegenstände, die mit der Jubiläumsausstellung erschlossen werden sollen.

 

Katalog zur Jubiläumsausstellung im Jahr 2024

1074 – Benediktinerstift Admont. 950 Jahre lebendiges Kloster, Benediktinerstift Admont (Hg.), 10 AutorInnen, 11 Essays, umfangreicher, reich bebilderter Objektteil, 196 Seiten, Wien: Böhlau Verlag 2024, ISBN: 978-3- 205-21965-1 (print), 978-3-205-21966-8 (e-book).

Begleitend zur Jubiläumsausstellung erscheint 2024 ein Katalog in gebundener Form, sowie als ebook-Ausgabe. Der Katalog gliedert sich in zwei Teile. Im Aufsatzteil werden v.a. historische Fragestellungen im Zusammenhang mit der Stiftsgeschichte und den stiftischen Sammlungen erörtert sowie bestimmte Themenkreise, die sich auf die Ausstellung beziehen, näher beleuchtet. Der umfangreiche und mit zahlreichen Abbildungen versehene Objektteil listet die hochkarätigen, teils noch nie gezeigten Ausstellungsobjekte, die beinahe gänzlich aus den stiftischen Sammlungen stammen, auf. Auf 196 Seiten wird es somit möglich, den Streifzug durch die 950-jährige Stiftsgeschichte abseits vom Besuch der Ausstellung auch in Buchform zu erleben.

Katalog zur Ausstellung