Auf Spurensuche in der Sammlung Gegenwartskunst im Benediktinerstift Admont
Die Sonderausstellung 2022 im Museum für Gegenwartskunst im Stift Admont zeigt Werke von „Steirischen Wurzeln“. Schon beim Aufbau der Sammlung Gegenwartskunst im Stift Admont fiel auf, dass zahlreiche in diesem frischen Sammlungsteil vertretenen Künstler*innen in der Steiermark gebürtig oder auf eine andere Weise in diesem Land verwurzelt sind. Sammlungsstrategisch stand nie eine Absicht einer Konzentration auf steirische Kunst dahinter. Dass so viele Künstler*innen mit Steiermark-Bezügen eine so wichtige Rolle in der österreichischen und internationalen Kunstszene spielen, kommt natürlich nicht von ungefähr … Und neben dem Museum für Gegenwartskunst gehört auch das noch zur Ausstellung STEIRISCHE WURZELN: Künstlerische Intervention von Heribert Friedl im Kunsthistorischen Museum und Admont Guests, Werke von Nikola Irmer im Naturhistorischen Museum!
Die Situation zur Gegenwartskunst in der Steiermark vor nahezu drei Jahrzehnten wurde ausführlich 1994 in der Ausstellung „Styrian Window“ in der Neuen Galerie Graz thematisiert. In der gleichnamigen zugehörigen Publikation*, die sich als Basis-Reader für die aktuelle Ausstellung im Stift Admont empfiehlt, findet sich die damalige steirische Kulturszene bestens analysiert und dokumentiert. Alle Medien und Ausdrucksformen der Gegenwartskunst wurden berücksichtigt. Alle zum damaligen Zeitpunkt themenrelevanten Künstler*innen (ca. 800) wurden darin aufgenommen. Sämtliche Kulturinstitutionen und -initiativen mit ihren Programmen wurden vorgestellt, darunter etwa wesentliche Impulsgeber wie Neue Galerie, Forum Stadtpark, steirischer herbst, trigon, Haus der Architektur, Steirische Kulturinitiative, Akademie Graz, Kulturzentrum bei den Minoriten, Joanneum Research u.v.m.
Neuere Initiativen und Institutionen, etwa das damals noch nicht gebaute „Kunsthaus Graz“ sowie das allerdings schon 1074 gegründete Stift Admont fanden noch keine Erwähnung in „Styrian Window“. Mit dem Aufbau der Sammlung österreichischer Gegenwartskunst des Stiftes Admont wurde 1997 begonnen. Zu Beginn war diese Sammlung auf die jüngere und mittlere Generation der österreichischen Gegenwartskunst fokussiert. 2003 wurde sie unter dem Ausstellungstitel „Sammlung Gegenwartskunst“ erstmals im damals brandneuen Museum der Öffentlichkeit präsentiert. Schon damals fiel auf: Zahlreiche in diesem frischen Sammlungsteil vertretenen Künstler*innen sind in der Steiermark gebürtig oder auf eine andere Weise in diesem Land verwurzelt. Sammlungsstrategisch stand nie eine Absicht einer Konzentration auf steirische Kunst dahinter. Dass so viele Künstler*innen mit Steiermark-Bezügen eine so wichtige Rolle in der österreichischen und internationalen Kunstszene spielen, kommt natürlich nicht von ungefähr.
Das Kulturland Steiermark ist keine „kulturelle Provinz“. Es setzt seit Jahrzehnten national und international innovative Impulse im Bereich bildender Kunst. Wir als traditions- und kontrastreiches Stift Admont sind in unserem Museum bemüht, gemäß unseren Möglichkeiten unseren Teil bestmöglich zur Produktion, Wahrnehmung und Vermittlung aktueller Kunst in der Steiermark beizutragen. Neben den „allgemeinen“ Ankäufen geben wir seit über 20 Jahren auch Kunstwerke in Auftrag. So kommt es auf unserer MADE FOR ADMONT-Schiene auch von Künstler*innen aus ganz Österreich oder aus dem Ausland zur künstlerischen Auseinandersetzung mit der Region, der Steiermark, den Steirer*innen – und zur Realisierung ganzer hier verorteter Werkzyklen.
Im Falle der spielerisch zugänglichen Spezialsammlung „JENSEITS DES SEHENS – Kunst verbindet Blinde und Sehende“ (Werke der Steirer Manfred Erjautz, Karl Karner und Werner Reiter finden Sie in der aktuellen Ausstellung) waren diese bereits in Moskau zu sehen. Von der – steirischen Wurzeln entspringenden – künstlerischen Qualität können Sie sich anhand ausgewählter Vertreter*innen aus der stiftischen Sammlung überzeugen.
Die reiferen Jahrgänge fanden sich bereits in der STYRIAN WINDOW-Publikation. Dazu zählen beispielsweise Fritz Bergler, Erwin Bohatsch, Herbert Brandl, Manfred Erjautz, Michael Kienzer, Alfred Klinkan, Rudi Molacek, Alois Mosbacher, Anton Petz, Franz Pichler, Dieter Preisl, Hannes Priesch, Werner, Reiterer, Kurt Ryslavy, Robert Schaberl, Hubert Schmalix, Martin Schnur, Ingeborg Strobl, Gustav Troger, Norbert Trummer, Matta Wagnest, Markus Wilfling, Erwin Wurm.
Hinzu kommen jüngere steirische Position wie Wolfgang Becksteiner, Christoph Schmidberger oder zweintopf. Als Sonderfall einer älteren Generation kommt noch Hannes Schwarz hinzu, dem nach einer Schenkung eine eigene Abteilung bei uns gewidmet ist. Seit 1994 hat sich vieles verändert. Die sich damals erst langsam entwickelnde globale Vernetzung ist zur Selbstverständlichkeit geworden. Wir leben inzwischen im Zeitalter der Digitalisierung und der Neuen Medien. Das hat auch die Kunstproduktion, die Kunstszene, die Kunstvermittlung völlig verändert. Demgemäß kommen in der Ausstellung entsprechend den Mitteln und Möglichkeiten unserer Zeit Künstler*innen selbst zu Wort. Neue Wege der Informationsvermittlung werden beschritten.
Begeben Sie sich mit uns in der Ausstellung 2022 auf Spurensuche nach „Steirischen Wurzeln“ im jüngsten Teil der stiftischen Sammlungen! Und lassen Sie uns darüber diskutieren, wohin sich das Kulturland Steiermark künftig hinbewegen könnte!
Im Rahmen dieser Ausstellung erwarten Sie zwei weitere Highlights in anderen Abteilungen: Die Künstlerische Intervention von Heribert Friedl in unserem Kunsthistorischen Museum und die Werke von Nikola Irmer im Naturhistorischen Museum.