Die Regel des Hl. Benedikt
Herz, Hand und Hirn eines Klosters
Als das Benediktinerstift Admont im Jahr 1074 gegründet wurde, lebten bereits seit über 500 Jahren Mönche und Nonnen auf der ganzen damals bekannten Welt nach der Regel des Heiligen Benedikt.
Benedikt wurde um ca. 480 im heutigen Italien als Sohn eines reichen Landbesitzers geboren. Man schickte ihn zum Studium nach Rom, welches er aber nach kurzer Zeit abbrach, um als Einsiedler in den Bergen von Enfide zu leben. Sehr bald wurden die Menschen in der Umgebung auf ihn aufmerksam, sodass ihn die Klostergemeinschaft von Vicovaro zu ihrem Abt wählte. Die Spannung in dieser Gemeinschaft war jedoch so groß, dass Benedikt das Kloster wieder verließ, nachdem man versucht hatte, ihn umzubringen.
Benedikt zog sich nach Subiaco zurück und gründete dort der Überlieferung nach 12 kleine Klöster. Bis zum heutigen Tag besteht dort das Kloster Santa Scolastica, welches seiner Zwillingsschwester geweiht ist. Konflikte mit den dortigen Priestern und dem Bischof machten einen weiteren Ortswechsel nötig. Benedikt zog 529 in das 80 km entfernte Monte Cassino und gründete dort ein weiteres Kloster, welches heute als Mutterkloster der Benediktiner gilt.
Die Hausordnung, welche er für Monte Cassino verfasste, verbreitete sich rasch weiter, und heute leben rund 40.000 Mönche und Nonnen auf der ganzen Welt nach dieser Regel. Sinn und Zweck der Regula Benedicti ist es, die Botschaft Jesu zu leben.
So ist die Benediktsregel im ursprünglichen Sinn eine Gebrauchsanweisung für ein Leben nach dem Evangelium. Zusammengefasst wird sie in der Tradition mit den drei lateinischen Worten „ora et labora et lege“ – „bete und arbeite und lies“. Dieser benediktinische Dreiklang macht das klösterliche Leben aus. An erster Stelle steht das Gebet, dem laut Benedikt nichts vorzuziehen sei. Mehrmals am Tag versammeln sich in Admont die Mönche in der sogenannten Chorkapelle, um gemeinsam das Stundengebet zu beten. Diese Kapelle ist so etwas wie das Herzstück unseres Hauses. Das Gebet gibt dem Tag und dem benediktinischen Leben den Rhythmus vor. Im Gebet verbinden wir unsere Herzen mit dem Herz Gottes. Wir hören mit dem Herzen, wie es der Hl. Benedikt von uns fordert. Ohne das regelmäßige Gebet wäre ein Kloster kein Kloster. Nach dem Gebet sollen die Mönche den Arbeiten nachgehen, denen sie zugeteilt sind.
Dieser Bereich hat sich seit der Zeit des Hl. Benedikt stark gewandelt. War es früher vor allem die Landwirtschaft, so haben die Mönche heute vielfältige weitere Aufgaben. Von ihrer Hände Arbeit sollen die Mönche leben, und so wird in dieser Jubiläumsausgabe der Versuch unternommen, die unterschiedlichsten Aufgaben der Admonter Mönche früher und heute darzustellen. Neben dem Gebet und der Arbeit ist die geistliche Lesung ein wesentlicher Bestandteil des Lebens eines Benediktinermönches. Eine gewisse Zeit am Tag soll der Mönch mit der Lektüre der Hl. Schrift und anderen geistlichen Texten beschäftigt sein. Die tägliche Beschäftigung damit soll dem Hirn als Nahrung dienen und so dem Mönch zu einer noch tieferen Christusbeziehung verhelfen.
Neben diesem großen Dreiklang regelt der Hl. Benedikt viele kleine und oft unscheinbar wirkende Angelegenheiten, die aber im großen Gefüge eines Klosters tieferen Sinn ergeben. Wichtig ist es dem Hl. Benedikt, dass seine Mönche ein gelungenes Leben führen können. Niemand soll überfordert sein, niemand benachteiligt. Ein Kloster soll ein Ort des Friedens und des gegenseitigen Wohlwollens sein. Benedikt beendet seine Regel mit den Worten „Ut in omnibus glorificetur Deus“ – „Damit in allem Gott verherrlicht werde“. Dieser Satz steht somit hinter all den Anordnungen, die er gibt. Alles soll zur Ehre Gottes passieren.