950 Jahre lebendiges Kloster

380 Jahre Stiftsgymnasium Admont

Stiftsymnasium Admont - Außenaufnahme © Thomas Sattler

WEGE ZUM WISSEN SEIT 1644

Die facettenreiche Geschichte des Stiftsgymnasiums

380 Jahre Stiftsgymnasium Admont: Die Rückschau auf die Gründung des Gymnasiums durch Abt Urban Weber veranlasst dazu, im kommenden Jahr nicht nur das 950-jährige Jubiläum des Stiftes, sondern auch den „runden Geburtstag“ der Schule zu feiern. Nichtsdestoweniger genügt bereits ein flüchtiger Blick auf deren von zahlreichen Zäsuren, Auf- und Abwärtsbewegungen geprägte Entwicklung, um festzustellen, dass keineswegs von einer geradlinig verlaufenden Geschichte fortwährender Kontinuität die Rede sein kann.

 

Innerhalb der langen Tradition der Gelehrsamkeit im Admonter Kloster, dessen Bildungsauftrag bis zur Gründung zurückreicht, mag der Zeitraum von 380 Jahren wiederum erstaunlich kurz erscheinen. Bereits im 12. Jahrhundert wurde zusätzlich zur theologischen Lehre für die Mönche schließlich ausgewählten Söhnen des Adels Unterricht erteilt. Aufzeichnungen aus dem 16. Jahrhundert belegen, dass auch für die Ausbildung der „Chorales“ (Sängerknaben) und „Scholares“ (Knaben für den unteren Kirchendienst) gesorgt wurde.
Nichtsdestoweniger stellt die Gründung des (ersten) Gymnasiums im Jahr 1644 einen fundamentalen Paradigmenwechsel in der schulischen Tradition des Klosters dar. Waren die Ausbildungsstätten bisher „im großen und ganzen des Stiftes wegen gehalten“ (Lachowitz 1958, S. 4) und in erster Linie auf den klösterlichen Nachwuchs ausgerichtet worden, setzte Abt Urban einen entscheidenden Schritt, um den Bildungsauftrag noch umfassender zu denken: Zum Nutzen der gesamten Region sollte eine allgemein zugängliche Bildungseinrichtung geschaffen werden.
Die Schulform Gymnasium bedeutete eine Ausrichtung an den Bildungsmaßstäben der Jesuiten, die bereits bestehenden Schulen in Graz und Leoben dienten als Vorbild.

Stiftsarchiv - Stiftsbibliothek, Cod. 368
Stift Admont - Stiftsarchiv - Schuldramen wie der Phönix 1775
Stiftschronik - Gruppenfoto

In den ersten Schuljahren besuchten ca. 20-30 Schüler das Admonter Gymnasium, nach entsprechenden Erweiterungen betrug die Schülerzahl Anfang des 18. Jahrhunderts bereits über hundert. Mit der Schulgründung war auch ein Konvikt (Internat) eröffnet worden, doch von Anfang an konnten auch „Externe“ das Gymnasium besuchen. Da Bildung vor rund 300 Jahren noch ein Privileg des Adels war, stellten adlige Schüler die überwiegende Mehrheit dar (78% im Jahr 1708). Die übrigen stammten aus dem näheren Einzugsgebiet (vorwiegend aus der Steiermark, Einzelne aus der Gegend um Kirchdorf/Krems). Der Lehrplan des in sechs Klassenstufen organisierten Gymnasiums sah neben Religion und umfassenden lateinischen Sprachstudien auch Mathematik, Physik, Geografie und Altgriechisch vor.
Einen besonders hohen Stellenwert genossen zudem Rhetorik (als Disziplin der höchsten Klassenstufe) und das in der Barockzeit florierende Darstellende Spiel. Für die Aufführungen standen reich ausgestattete Theater zur Verfügung. Die Entwicklung zur angesehenen Ausbildungsstätte im 18. Jahrhundert erreichte ihren Höhepunkt mit der Verleihung des Öffentlichkeitsrechts per Hofdekret im Jahr 1777. Die damit zum landesfürstlichen Gymnasium erhobene Schule steuerte jedoch bereits wenige Jahre später auf die erste signifikante Bruchlinie in ihrer Geschichte zu, ausgelöst durch die Umstrukturierungen im Zuge der Josephinischen Reformen. 1786 erfolgte die Weisung der Schulbehörde, das Admonter Gymnasium an den Standort des kürzlich aufgelassenen Jesuitengymnasiums in Leoben zu verlegen, da für die Stadt des Bischofssitzes eine Schule gewünscht war. Infolge dieser erzwungenen Auflassung wurde in Admont lediglich den Sängerknaben und einer kleinen Schar externer Schüler weiterhin Privatunterricht erteilt.

Abt Gotthard Kugelmayrs Bemühungen um eine Wiederansiedlung des Gymnasiums blieben lange ohne Erfolg. Vielmehr wurde den Admonter Benediktinern eine zusätzliche (wenn auch ehrenvolle) Aufgabe zuteil: Gemäß einer Verordnung des Jahres 1804 sollte auch ein Großteil der Professorenstellen am Grazer Gymnasium mit Mönchen aus Admont besetzt werden. Erst als 1808 die neuerliche Auflösung des Leobner Gymnasiums erfolgte, ergriff Abt Gotthard die Initiative und ging daran, „in seinem Stift das größte Schul- und Bildungszentrum der Obersteiermark und eines der bedeutendsten des Landes überhaupt“ (Tomaschek 1983, S. 14) zu schaffen. Fachlich versierte Lehrkräfte und umfassende Investitionen sicherten die Qualität des Unterrichts verhalfen der Schule bereits 1812 (evtl. begünstigt durch die guten Beziehungen des Abtes zu Erzherzog Johann) erneut zum Öffentlichkeitsrecht.
Im Jahr 1818 zwang eine schwierige wirtschaftliche Lage Abt Gotthard jedoch in den Ruhestand, woraufhin ein externer Verwalter eingesetzt und dem Stift ein Sparkurs auferlegt wurde, der auch die (erneute) Aufhebung des Gymnasiums vorsah. Um die Schließung der einzigen höheren Bildungseinrichtung in der nördlichen Steiermark zu verhindern, wurde nun allerdings von der damaligen Kreishauptstadt Judenburg interveniert und beim Landesfürsten um eine Verlegung des Admonter Gymnasiums dorthin angesucht. Der Bewerbung um Standortwechsel wurde stattgegeben und der Schulbetrieb in Judenburg 1820 aufgenommen.
Auch in dieser Phase der Geschichte blieb eine kleine private Lehranstalt in Admont bestehen, die in den kommenden Jahrzehnten ein besonderes Eigenleben entfalten sollte: Es folgte die hundertjährige Ära des Admonter Sängerknabeninstituts. Ab den 1840er-Jahren wurden zusätzlich zum „Regens Chori“, welchem die musikalische Ausbildung der meist 5–7 Sängerknaben oblag, weitere Mönche für den Unterricht und administrative Tätigkeiten eingesetzt. Die Schülerzahl betrug, ergänzt um einige Externe, stets ca. ein Dutzend. Der von Abt Benno Kreil vorangetriebene Ausbau der auf die unteren Klassenstufen beschränkten Lateinschule (ab 1848 „Privatuntergymnasium“) erfuhr durch die Auflassung des Judenburger Gymnasiums neuen Aufwind. Die Expertise der ab 1857 wieder in Admont zur Verfügung stehenden Lehrkräfte bewirkte ein gestiegenes Interesse und ein Anwachsen auf ca. 30 Schüler. Spätestens unter dem 1861 zum Abt gewählten Karlmann Hieber, der zuvor als Direktor in Graz gewirkt hatte, dürfte das erklärte Ziel in der erneuten Umwandlung in ein Vollgymnasium bestanden haben. Die Brandkatastrophe von 1865, durch die ein Gutteil der Räumlichkeiten von Schule und Konvikt zerstört wurde, vereitelte jedoch alle Ausbaupläne.

Wiederum mussten die meisten Schüler Admont verlassen und nur die Sängerknaben blieben (in Notunterkünften) zurück. Von einer Wiederaufnahme des Schul- und Internatsbetriebs kann ab 1870 gesprochen werden. Unter der musikalisch anspruchsvollen Leitung von Regens Chori P. Marian Berger wuchs die Schülerzahl rasch wieder auf das Niveau vor dem Brand. Außerdem stand nun durch die Aufhebung der Verpflichtung, Admonter Mönche an das Grazer Gymnasium zu entsenden, wiederum ein erweiterter und hochqualifizierter Lehrkörper zur Verfügung. Nicht nur Abt Zeno Müller (1869–1885) lag äußerst viel am Aufbau des Gymnasiums, auch der 1893 als Schulleiter eingesetzte Ausnahmewissenschafter P. Gabriel Strobl war bestrebt, das Höchstmaß an schulischem Niveau zu erzielen. Die äußeren Umstände wandten sich jedoch erneut gegen diese Bemühungen.

Um 1900 begann sich ein erhebliches Nachwuchsproblem im Stift abzuzeichnen, der Kriegsausbruch 1914 bedeutete eine massive wirtschaftliche Belastung. Als sich die Situation in den Jahren 1920–21 durch eine Serie von Todesfällen im Konvent nochmals zuspitzte, schuf die unumgänglich gewordene Neuausrichtung gerade für die schulischen Agenden inmitten der tiefsten Krise eine neue Perspektive: Aufgrund von Korrespondenzen mit dem kurz vor der Auflassung stehenden Benediktiner-Priorat Innsbruck-Innrain erwogen einige der dort lebenden Mönche, nach Admont überzuwechseln und damit dem akuten Nachwuchsproblem entgegenzuwirken. Dies stellten die „Innrain-Benediktiner“, welche bisher das Gymnasium in Volders geführt und sich vollends dem pädagogischen Auftrag verschrieben hatten, allerdings nur unter der Bedingung in Aussicht, dass in Admont wieder ein Vollgymnasium eingerichtet würde.

Der Konvent unter Abt Oswin Schlammadinger erteilte die Zusage, und bereits im Herbst 1921 konnte P. Heinrich Schmaus aus Innsbruck mit der Schulleitung und dem Ausbauvorhaben betraut werden. Nach sukzessiver Erweiterung der Räumlichkeiten und des Kollegiums (erstmals auch um weltliche Lehrer) konnte 1926 erfolgreich um das Öffentlichkeitsrecht für die Unterstufe angesucht und damit einer über hundert Jahre andauernden Zeitspanne ein Ende gesetzt werden, in welcher Admonter Schüler darauf angewiesen waren, am Schuljahresende Prüfungen an staatlich anerkannten Schulen (u. a. Seitenstetten, Kremsmünster, Graz, Leoben) abzulegen, um rechtsgültige Zeugnisse zu erhalten.

Da auch ein Ausbau der Oberstufe angestrebt werden sollte, die räumlichen und personelle Kapazitäten für ein langfristiges Führen von acht Jahrgängen jedoch nicht ausreichten, wurde das Konzept eines alternierenden Betriebs umgesetzt: Künftig sollte nur jedes zweite Jahr eine erste Klasse formiert werden, die einmal aufgenommenen Jahrgänge würden aber bis zur Matura geführt. Im jährlichen Wechsel wurden somit 1., 3., 5., 7. oder 2., 4., 6., 8. Klassen unterrichtet. Die Einführung desselben Systems mit jeweils gegengleichen Jahrgängen in Seckau (ab 1934) schuf auch für die Repetenten eine Ausweichmöglichkeit.

Nach erfolgter Ausweitung des Öffentlichkeitsrechts auf die Oberstufe konnte 1931 die erste Matura abgenommen werden. In den 1930er-Jahren überstieg die Gesamtschülerzahl wiederum 100, doch erneut bestanden schulisch günstige Voraussetzungen inmitten politischer und wirtschaftlicher Instabilität. Nach dem Rücktritt von Abt Oswin im Jahr 1935 stabilisierte der Reformkurs des daraufhin aus Kremsmünster bestellten Administrators und späteren Abtes P. Bonifaz Zölß, der wissenschaftlich höchst versiert und ein erfahrener Lehrer war, die Lage kurzzeitig.

Durch den Anschluss Österreichs an Nazideutschland erlebten jedoch auch Stift und Schule den markantesten Einschnitt ihrer Geschichte. Das Gymnasium wurde aufgelöst, die Patres von der Schule abgezogen und schließlich gänzlich aus dem Kloster vertrieben (siehe dazu die Artikel von Prior P. Maximilian in den vergangenen PAX-Ausgaben). Werke christlichen Inhalts sowie „Bücher mit österreichischem Gedankengut“ (Lachowitz 1946, S. 17) wurden von den Nazis aus den Schüler- und Lehrerbibliotheken beseitigt. Teile der Schülerschaft sowie einzelne Mitglieder des weltlichen Kollegiums setzten ihren Werdegang jedoch an der 1938 in den Stiftsräumlichkeiten eingerichteten „Franz-Ebner-Oberschule für Jungen“, einer nach nationalsozialistischen Erziehungsvorstellungen geführten staatlichen Lehranstalt, fort. Als diese 1942 in eine „Deutsche Heimschule“ umgewandelt wurde, stieg einer der früheren Stiftslehrer zum Leiter auf. Nazisprüche und -lieder, deutsche Heldensagen und Militärübungen gehörten ebenso zum Schulalltag wie nationalsozialistische Rasselehre. Unter den bis zu 200 an Oberschule und Heimschule Ausgebildeten waren (entgegen der Bezeichnung) auch Mädchen, die wohl aufgrund individueller Umstände (z. B. der Distanz zur nächsten höheren Mädchenschule) die Genehmigung zur Teilnahme am Unterricht erhalten hatten. Als das Kriegsende der „Deutschen Heimschule“ ihre sofortige Auflösung beschied, war nur noch ein Bruchteil der Schüler:innen in Admont verblieben, die meisten längst zum Kriegsdienst eingezogen worden. Die Maturajahrgänge 1944 und 1945 erhielten eine „Reifeklausel“.

Die Wiedereinrichtung des Gymnasiums wurde bei der Rückkehr der Admonter Benediktiner ins Stift als oberste Priorität behandelt. Durch die Initiativen von Abt Bonifaz und P. Hildebert Tausch konnte das Stiftsgymnasium Admont als eine der wenigen Privatanstalten mit Internat bereits im Schuljahr 1945/46 seinen Betrieb aufnehmen und erfreute sich so vieler Anmeldungen, dass in großer Zahl Schüler abgewiesen werden mussten. Das Schuljahr begann, nach einer unvorhergesehenen Verzögerung angesichts des Abtransports von 58 Konviktsbetten durch die britische Besatzungsmacht, erst am 3. November 1945. Wie in vielen Belangen musste auch hier zunächst eine notdürftige Lösung gefunden werden. Neben der Anschaffung von Lehrmitteln und der Ausstattung von Räumlichkeiten bestand eine zentrale Herausforderung in der Nachkriegszeit in der Tilgung der durch die Nazi-Erziehung angerichteten Schäden. Zwar habe das politische Verhalten der Schüler gemäß Bericht des Direktors P. Engelbert Lachowitz keine nationalsozialistischen Einflüsse mehr bemerken lassen, doch galt es neben erheblichem Aufholbedarf in den klassischen Sprachen auch die Entfremdung von kirchlichen Traditionen in den Reihen der ehemaligen Heimschüler auszugleichen. Da 1945 der alternierende Betrieb mit einer 1. und 3. Klasse wiederaufgenommen worden war, trat 1951 erstmals wieder ein Jahrgang zur Matura an. Während des ersten Nachkriegsjahrzehnts erfuhr die Schule erneut einen raschen Aufschwung. Abt Bonifaz lag nachweislich sehr viel daran, Schule und Konvikt mit freundlicher, moderner Ausstattung zu bedenken. In den frühen 1960er-Jahren wurde mit Grete Straka die erste Frau in den Lehrkörper aufgenommen, die Öffnung der Schule für Mädchen ließ noch weitere zehn Jahre auf sich warten.

Im Zuge der Vorbereitungen auf das 900-jährige Jubiläum des Stiftes wurde vor fünfzig Jahren schließlich die umfassende Erweiterung des Gymnasiums in Angriff genommen: Unter Abt Koloman Holzinger und (dessen späteren Nachfolger) Direktor P. Benedikt Schlömicher wurde in den Jahren 1972–1976 ein neues, separates Schulgebäude errichtet, um die Kapazität für die jährliche Aufnahme von ersten Klassen zu gewährleisten. Dieses „Jubiläumsgeschenk für die Bevölkerung von Admont und Umgebung“ (Neubauer 1983, S. 5) fand so großen Anklang, dass 1972/73 zwei erste Klassen aufgenommen wurden, darunter erstmals Mädchen.
Die seit 1978/79 im „Vollbetrieb“ mit acht Jahrgängen laufende Schule erlebte daraufhin mehr als zwei Jahrzehnte des kontinuierlichen Wachstums und erreichte 1999 den Höchststand von 777 Schüler:innen. Mit dem neuen Jahrtausend begannen die Zahlen jedoch wieder zu sinken. In den beiden jüngsten Schuljahren besuchten erstmals wieder unter 500 Schüler:innen das Gymnasium.
Bereits im Schuljahr 1988/89 hatte die Zahl der Schülerinnen im Verhältnis zu ihren männlichen Kollegen die 50%-Marke überstiegen, seither liegt diese stabil zwischen 55% und 60%. Seit den 1970er-Jahren vollzog sich zudem ein starker Wandel hinsichtlich des Einzugsgebiets, was unmittelbar mit der Entwicklung des Konvikts zusammenhängt: Während in den Nachkriegsjahren noch 80% der Schüler im Konvikt untergebracht waren und sich die Zahl bis 1972 um 60–70% eingependelt hatte, beherbergte dieses im Schuljahr 1982/83 bereits nur noch ein Fünftel der Schüler:innenschaft und wurde 1995 schließlich zum Auslaufen bestimmt. Durch die steigende Zahl aus umliegenden Orten anreisender Fahrschüler:innen wandelte sich das Gymnasium sukzessive zur Standortschule für den Bezirk Liezen und erfuhr seit den 1990er-Jahren auch vermehrten Zulauf aus dem Bezirk Kirchdorf. Heute beträgt der Anteil oberösterreichischer Schüler:innen bereits 30%.

Nach neuerlichen baulichen Erweiterungen erfolgte im Herbst 2004 die Eröffnung der jüngsten Gebäudetrakte, unter der Leitung des ersten weltlichen Direktors Josef Marte. Die zehn Jahre später begonnene Generalsanierung, die dem Schulgebäude schließlich zu seinem heutigen, außen wie innen völlig erneuerten Erscheinungsbild und der modernen technischen Ausstattung verhalfen, erfolgte in der Vorbereitung auf das vor fünf Jahren gefeierte 375-Jahr-Jubiläum.

Die heutige Vielfalt des schulischen Angebots ist im Lichte der jahrhundertelangen Tradition als äußerst junge Entwicklung zu betrachten. Mit dem Schuljahr 1985/86 wurde zusätzlich zum Gymnasium mit Latein in der Unterstufe erstmals ein weiterer, heute bereits tief in der schulischen Identität verankerter Ausbildungsweg angeboten: Im musischen Realgymnasium werden zusätzliche Stunden für Musikerziehung, Instrumentalunterricht und Chorgesang aufgewendet. Die Naturwissenschaft, ebenfalls eine wesentliche Säule des Schulprofils, erhielt im Zuge der Umstrukturierungen der frühen 2000er-Jahre einen eigenen Zweig: Das Realgymnasium mit Vertiefung in Geometrie, Labor und Informatik feiert aktuell sein 20-jähriges Bestehen – ebenso die Option, im (Sprachen-)Gymnasium ab der 3. Klasse Italienisch zu wählen. Aus dem Angebot ausscheiden musste hingegen ab dem Schuljahr 2008/09 der Unterricht aus Altgriechisch.

Bibliographie (Auswahl)
Krause, Adalbert. 1946. „Die Benediktiner von Admont in Schule und Unterricht“ In Jahresbericht des Stiftsgymnasiums Admont 1945/46, 3–12.
Lachowitz, Engelbert. 1946. „Das Stiftsgymnasium Admont im Wiederaufbau“ In Jahresbericht des Stiftsgymnasiums Admont 1945/46, 13–18.
Lachowitz, Engelbert. 1958. „Ein Gymnasialkatalog aus dem Jahre 1708 und Notizen zur Geschichte des alten Stiftsgymnasiums Admont.“ In Jahresbericht des Stiftsgymnasiums Admont 1957/58, 3–12.
Lachowitz, Engelbert. 1959. „Notizen zur Geschichte des Stiftsgymnasiums Admont. II. Teil (1777–1938). In Jahresbericht des Stiftsgymnasiums Admont 1957/58, 3–14.
Marte, Josef. 2004. „Schulorganisation – eine Vorschau“. In Jahresbericht des Stiftsgymnasiums Admont 2003/04, 17.
Neubauer, Remigius. 1983. „Zum Geleit“ In Jahresbericht des Stiftsgymnasiums Admont, Schuljahr 1982/83, 5–7.
Schamberger, Florentin. 2022. Das Stiftsgymnasium Admont 1938–1945. Stiftsgymnasium Admont: Vorwissenschaftliche Arbeit.
Tomaschek, Johann. 1983. „Vom Sängerknabeninstitut zum Stiftsgymnasium: Beiträge zur Vor- und Frühgeschichte des Stiftsgymnasiums Admont. 1. Teil: Die Geschichte des Sängerknabeninstituts von 1820 bis 1865.“ In Jahresbericht des Stiftsgymnasiums Admont, Schuljahr 1982/83, 13–21.
Tomaschek, Johann. 1984. „Vom Sängerknabeninstitut zum Stiftsgymnasium: Beiträge zur Vor- und Frühgeschichte des Stiftsgymnasiums Admont. 2. Teil: Die Geschichte des Sängerknabeninstituts von 1870 bis 1920.“ In Jahresbericht des Stiftsgymnasiums Admont, Schuljahr 1983/84, 11–21.
Tomaschek, Johann. 1985. „Vom Sängerknabeninstitut zum Stiftsgymnasium: Beiträge zur Vor- und Frühgeschichte des Stiftsgymnasiums Admont. 3. Teil: Die Gründungsgeschichte des „neuen“ Stiftsgymnasiums (1921–1931)“ In Jahresbericht des Stiftsgymnasiums Admont, Schuljahr 1984/85, 28–40.
Wichner, Jakob. 1880. Geschichte des Benediktinerstiftes Admont vom Jahre 1466 bis auf die neueste Zeit. Bd. IV. Graz: Selbstverl. d. Verf.

Stiftsgymnasium Admont - Kinder im Unterricht© Thomas Sattler
Stiftsgymnasium Admont - Kinder im Musikunterricht © Thomas Sattler
Stiftsgymnasium Admont - Kind an Kletterwand © Thomas Sattler
Stiftsgymnasium Admont - Wallfahrt Schulschluss
Stiftsgymnasium Admont Wallfahrt Schulschluss

Die Schüler:innen besuchen somit ab der 5. Klasse entweder Französisch oder die Kurzform Latein als weitere Fremdsprache und können durch das im Schuljahr 2006/07 implementierte Oberstufen-Kurssystem mit zahlreichen themenspezifisch variablen Kursen zudem interessensbezogene Schwerpunkte setzen. Das vielseitige Bildungsangebot des Stiftsgymnasiums solle den Schüler:innen die bestmöglichen Voraussetzungen für die Entfaltung ihrer Begabungen bieten. Der erfolgreiche Werdegang unzähliger Absolvent:innen des Musik-, Real- und Sprachenzweiges untermauert seit vielen Jahren die Wirksamkeit dieses pädagogischen Anspruchs.

Dennoch darf der Blick auf die Geschichte nicht allein darin bestehen, die ruhmesvollen Kapitel aufzuschlagen. Gerade das Schmerzhafte brennt sich tief in die Erinnerung ein. Unvergessen ist jenes Schuljahr vor zwanzig Jahren, in dem die Schulgemeinschaft durch zwei Schülerselbstmorde innerhalb weniger Monate erschüttert wurde. Der Schmerz, die Fassungslosigkeit und das Gefühl des Versagens wurden durch die erhöhte öffentliche Aufmerksamkeit zur noch schwereren Bürde. Der Suizid einer Schülerin vor fünfzehn Jahren hinterließ abermals eine tiefe Wunde bei Schüler:innen wie Lehrer:innen.

Auch die schändlichen Kapitel dürfen nicht überblättert werden, kein Mantel des Schweigens soll um die lange, nicht zu beschönigende Geschichte körperlicher Züchtigung gehüllt werden, die einen Schatten auf die Vergangenheit vieler (Kloster-)Schulen und Internate wirft und in jüngerer Vergangenheit verstärkt öffentlich thematisiert wurde. Was noch in den 1960er-Jahren als erzieherische Maßnahme gegolten haben mag, ist aus heutiger Sicht auf das Schärfste zu verurteilen. In einer offenen, in die Zukunft gerichteten Bildungseinrichtung muss das oberste Gebot lauten, Vergehen und Fehler auch als solche zu benennen und um Transparenz und Aufklärung bemüht zu sein.

Diese Maxime gilt es nicht nur aus Verantwortung gegenüber den Schüler:innen zu wahren, sondern auch aus Respekt gegenüber all jenen Lehrer:innen, deren qualitätsvoller Arbeit es zu verdanken ist, dass es jedes Jahr aufs Neue so vieles zu verkünden gibt, worauf die Schule stolz sein kann. Die hervorragenden Leistungen der Schüler:innen bei Wettbewerben, Sportveranstaltungen, Aufführungen und Konzerten sprechen für sich, ein besonderes Augenmerk liegt aber auch auf Aktivitäten und Projekten, die neben dem Erwerb von Wissen zur Stärkung der schulischen Gemeinschaft beitragen. Um dem jahrhundertealten Bildungsauftrag auch in Zukunft gerecht zu werden, ist die Schule bestrebt, sich am Puls der Zeit weiterzuentwickeln. Eine umfassende Digitalisierungsoffensive und die klimafreundlichere Gestaltung des Schulbetriebs sind die Kernzielsetzungen der kommenden Jahre – damit die Geschichte des Stiftsgymnasiums noch viele Jahrzehnte fortgeschrieben werden kann.