Wenn ich gebraucht werde, bin ich da
Die Sorge um Kranke ist ein Grundauftrag der Benediktinerklöster. Im Stift Admont ist es Pater Gabriel Reiterer, der ein offenes Ohr für pflegebedürftige Menschen hat, die Sakramente spendet und mit ihnen Kirchenfeste feiert.
In der Stiftsbibliothek in Admont lagern 70.000 Bände. Zählt man das Archiv hinzu, umfasst der Bücherbestand des Benediktinerstiftes Admont um die 200.000 Werke. Ein wesentlicher Teil davon sind Bücher über Pharmazie und Medizin. Sie enthalten historische Rezepturen zur Herstellung von Arzneien, Tinkturen, Salben und Kräutertees. Rezepturen, die teils heute noch in der Stiftsapotheke in Admont verwendet werden, wie etwa die Klaratropfen zur Förderung der Verdauung. Die Verfasser dieser Bücher waren Mönche, die ihr Wissen über Heilpflanzen niedergeschrieben und damit der modernen Medizin den Weg geebnet haben. Kräuter und Arzneipflanzen wurden im eigenen Klostergarten angebaut, der im Benediktinerstift Admont noch heute existiert. Schließlich ist die Sorge um Kranke fest in der Regel des Heiligen Benedikt, dem Gründervater des Benediktinerordens, verankert und somit damals wie heute ein Grundauftrag des Klosters.
Aus christlicher Nächstenliebe
Neben der Sorge um Kranke ist auch die Sorge um pflegebedürftige Menschen ein wesentlicher Aspekt der christlichen Nächstenliebe. 1724 als Pilgerstätte erbaut, dient das historische Gebäude neben der Wallfahrtskirche am Frauenberg heute als Pflegeheim. Viele Jahre lang haben Admonts Benediktiner die Einrichtung selbst betrieben. Nun führt die Caritas in enger Abstimmung mit den stiftischen Betrieben das Pflegewohnhaus am Frauenberg. Hier ist auch Pater Gabriel Reiterer tätig.
Der Benediktinermönch feiert Gottesdienste in der hauseigenen Kapelle, betreibt Seelsorge, spendet die Sakramente und ist ein willkommener Gesprächspartner.
Zeit schenken, Freude bereiten
Oft spendet Pater Gabriel einfach nur Zeit. Dann sitzt er im großen Wintergarten, der als Aufenthalts- und Gemeinschaftsraum dient, plaudert mit den Senioren
und spielt Karten. Schließlich sei Freude bereiten auch ein wesentlicher Teil der Sorge um kranke und betagte Menschen, wie er sagt. Dabei vergisst er auch das pflegende Personal nicht. Jedem Mitarbeitenden überbringt er einen kleinen Geburtstagsgruß. An dessen Ehrentag überreicht Pater Gabriel Wein, selbstgemachte Marmelade und ein kleines Büchlein mit eigenen Fotografien von Blumen.

Gemeinsame Gottesdienste feiern
Jeden Freitag feiert er mit den Bewohnerinnen und Bewohnern die Heilige Messe in der hauseigenen Kapelle und spendet die Kommunion. Neben den wöchentlichen Gottesdiensten ist Pater Gabriel auch die Osterliturgie ein großes Anliegen: „Ich möchte den Menschen die Möglichkeit bieten, auch Ostern, das höchste Fest des christlichen Glaubens, gemeinsam feiern zu können.“ Und auch an Weihnachten ist Pater Gabriel vor Ort, um die Heilige Messe und einen Abend mit Musik und Gesang zu gestalten. Einmal im Jahr hält der Benediktinermönch einen Gedenkgottesdienst für jene Menschen, die in den vergangenen Wochen und Monaten verstorben sind. Sogar ein Requiem hat er in der kleinen Kapelle im Pflegewohnhaus bereits gefeiert. Nach jedem Todesfall stellt Pater Gabriel ein Bild des Verstorbenen am Altar auf und entzündet eine Kerze, die das ewige Leben symbolisiert.
Das Ohr nah an den Menschen
Einmal pro Monat erteilt der Benediktinermönch während des Freitagsgottesdienstes die Krankensalbung. Ein Sakrament, das bei Altersschwäche, Krankheit oder Unfall gespendet wird. Denn im Jakobusbrief 5,13-15 ist zu lesen: „Ist einer von euch bedrückt, soll er beten. Ist einer von euch fröhlich, dann soll er ein Loblied singen. Ist einer von euch krank, dann rufe er die Ältesten der Gemeinde zu sich. Sie sollen Gebete über ihn sprechen und ihn im Namen des Herrn mit Öl salben. Das gläubige Gebet wird den Kranken retten und der Herr wird ihn aufrichten. Wenn er Sünden begangen hat, werden sie ihm vergeben.“ Und auch außerhalb der Heiligen Messe wird der Geistliche immer wieder von Angehörigen gerufen, um die Krankensalbung zu erteilen. Eine Bitte, der er gerne nachkommt, denn „wenn ein Mensch am Ende seines irdischen Daseins steht, ist es wichtig für ihn zu spüren, dass er nicht alleine ist und Gott ihm beisteht.“ Dabei spielt die Tages- oder Nachtzeit keine Rolle, wie Pater Gabriel betont: „Wenn ich gebraucht werde, bin ich da.“ Und das bereits seit rund zehn Jahren. Mittlerweile wird er nicht mehr nur von Bewohnerinnen und Bewohnern als „unser Seelsorger“ bezeichnet. Auch Mitarbeitende suchen das Gespräch mit dem Benediktinermönch. „Manchmal tut es gut, einfach jemanden zum Reden zu haben. Dabei würde ich mich niemals aufdrängen, aber wenn jemand ein offenes Ohr sucht, wird er es bei mir immer finden“, sagt Pater Gabriel.