WIE EIN KLOSTER (AUCH) ZUM WIRTSCHAFTSMOTOR WURDE
Mit seinen florierenden Wirtschaftsbetrieben zählt das Benediktinerstift Admont zu den wichtigsten Arbeitgebern der Region. Zur Entstehung dieser Unternehmen und zu den Herausforderungen der Admonter Benediktiner im Laufe der Jahrhunderte.
Das Benediktinerstift Admont hat in den vergangenen Jahren für die Weiterentwicklung seiner Wirtschaftsbetriebe erhebliche Investitionen getätigt. Investitionen, die auch dem Großraum Admont zu Gute kommen. Denn mit seinen rund 500 Beschäftigten zählt das Benediktinerstift zu den größten Arbeitgebern der Region. Dabei standen die Anfangsjahre der Abtei unter keinem guten Stern. Die Gründung des Klosters im Jahre 1074 fiel in die Zeit des Investiturstreits. Diese Auseinandersetzung zwischen König und Papst hatte auch massive Auswirkungen auf die neu errichtete Benediktinerabtei in Admont. Denn die papsttreue Haltung des Gründers, Erzbischof Gebhard von Salzburg, machte Admonts Benediktiner zur Zielscheibe von Anfeindungen und Gewalttaten. Erst das Hoch- und Spätmittelalter sollte zur ersten Blütezeit der Abtei werden.
Im 12. Jahrhundert erholte sich das Kloster von seinen schwierigen Anfangsjahren und wurde mit Hilfe von Salzburgs Erzbischöfen zu einem geistlichen Zentrum mit einer Strahlkraft, die weit über die Region hinausreichte. Bis zum Ende des Mittelalters hatte sich das Kloster auch zu einer der führenden Stätten der Pflege, Wissenschaft, Kultur und Kunst in der Steiermark entwickelt. Da es Admonts Äbte verstanden, die Besitztümer durch kluge Wirtschaftsführung zu vergrößern, nahm zu dieser Zeit ebenso die ökonomische Entwicklung des Stiftes Fahrt auf. Schon bald war das Benediktinerstift auch in Kärnten, Tirol, Salzburg, Bayern, Ober- und Niederösterreich reich begütert, wodurch ein umfangreiches Fürsorgewesen, künstlerisches Schaffen sowie ein leistungsfähiges Skriptorium finanziert werden konnten.

Entvölkerung und Zwangsveräußerungen
Nach dieser Blütezeit geriet das Benediktinerstift im frühen 16. Jahrhundert in eine Periode des Niedergangs. Wie fast alle Ordenshäuser des Landes musste auch die Abtei in Admont für die Finanzierung der Türkenkriege aufkommen und 1529 ein Viertel seiner Besitzungen veräußern. Über mehrere Jahrzehnte hinweg wurden Zug zum Zug fast alle außerhalb der Steiermark gelegenen Güter verkauft. Noch schwerer wogen die Folgen der Reformation. Durch das neue Gedankengut war eine wahre Entvölkerung des Klosters in Gang gesetzt worden, wodurch 1581 nur noch zwei Mönche im Stift Admont anzutreffen waren. Erst mit der kirchenpolitisch motivierten Gegenreformation konnte der Fortbestand der Abtei gesichert werden. Tatkräftige Äbte wurden nach Admont entsandt, denen es gelang, eine solide personelle und wirtschaftliche Basis wiederherzustellen und das Kloster zu alter Stärke zurückzuführen.

Zweitgrößtes Bildungszentrum der Steiermark
Mit der Gründung eines Gymnasiums im Jahr 1644 konnte das Benediktinerstift nicht nur einen wichtigen Meilenstein in der Geschichte des Klosters setzen, sondern auch seinem drohenden Untergang entgehen. Denn obwohl die Schließung des Ordenshauses im Zuge des josephinischen Klostersturms in den 1780er Jahren von der Regierung bereits beschlossen war, wurde die Benediktinerabtei fortgeführt. Grund dafür war unter anderem ihr starkes Engagement im Schulwesen. Neben dem Gymnasium gründeten Admonts Benediktiner 1777 auch eine „Normal-Hauptschule“ mit angeschlossener Lehrausbildung und führten eine philosophische Lehranstalt sowie einen theologischen Studienbetrieb. Mit diesem umfangreichen Angebot hatte sich das Stift zum zweitgrößten Bildungszentrum der Steiermark entwickelt und konnte somit den Fortbestand des Klosters sichern.
Ab 1804 haben Admonts Benediktiner auch das Bildungswesen der Landeshauptstadt wesentlich beeinflusst. Sie übernahmen die Lehrerstellen des Grazer Gymnasiums für mehrere Jahrzehnte und hatten zeitweilig sogar einige Lehrkanzeln an der Universität der Landeshauptstadt inne.
Aufbau der ersten Betriebe
So glanzvoll sich das Benediktinerstift im frühen 19. Jahrhundert darstellte, so schlimm war seine wirtschaftliche Situation geworden. Grund dafür waren in erster Linie die Franzosenkriege, die sich wesentlich auf die politischen und wirtschaftlichen Ereignisse dieser Zeit auswirkten. Und auch das Ende der grundherrschaftlichen Verwaltungs- und Betriebsstrukturen stellte das Benediktinerstift vor die Herausforderung, neue Einnahmequellen finden zu müssen. Schließlich hatten Naturallieferungen, Arbeitsleistungen und Geldzahlungen der zahlreichen Untertanen Jahrhunderte lang die Grundlage der klösterlichen Ökonomie gebildet, die mit der Revolution im Jahr 1848 endgültig zerbrach. Warum es mit großer Mühe schließlich doch gelang, die Finanzen des Stiftes zu sanieren, lag daran, dass das Benediktinerstift bereits seit dem 17. Jahrhundert ein zweites Standbein errichtet hatte: seine Wirtschaftsbetriebe. Den Auftakt machten der Bergbau und das Eisenwesen. Und auch die Weinwirtschaft auf den im heutigen Slowenien gelegenen Besitzungen wurde damals bereits forciert. Aus alten Aufzeichnungen geht hervor, dass schon im 17. Jahrhundert die Hälfte aller Einnahmen aus diesen Bereichen stammte. Eine damals noch geringe Rolle spielte die Forstwirtschaft. Grund dafür: Das Benediktinerstift verfügte zwar über weitreichende Wälder, musste diese jedoch zu einem Großteil dem Landesfürsten für die Erzeugung von Holzkohle zur Verfügung stellen.
Von florierender Wirtschaft zum Finanzcrash
Um 1840 stellte das Benediktinerstift sowohl den Bergbau als auch alle übrigen Bereiche des Eisenwesens ein. Das Hammerwerk in Trieben, das einst das größte der ganzen Steiermark gewesen war, wurde zu einer Blechfabrik umfunktioniert. Zur selben Zeit konnten die bis dahin enteigneten Wälder wieder selbst genutzt werden, wodurch sich die Forstwirtschaft im späten 19. Jahrhundert zu einem wichtigen Standbein der stiftischen Wirtschaft entwickelte. Wenige Jahrzehnte später betrat das Stift Admont mit der Errichtung des ersten Elektrizitätswerks Neuland und legte 1911 somit auch den Grundstein für das heutige Elektrizitätsversorgungsunternehmen ENVESTA. 1921 konnte das Stiftsgymnasium nach 100-jähriger Unterbrechung wiedererrichtet werden. Nur zwei Jahre danach folgte die Eröffnung eines Sägewerks, aus dem viele Jahre später die STIA bzw. die Admonter AG hervorgehen sollte. Zu dieser Zeit florierte die Wirtschaft des Benediktinerstiftes derart, dass sogar Kunstwerke angekauft und restauriert werden konnten. Doch der Aufschwung sollte nur von kurzer Dauer sein. Schon nach wenigen Jahren verlor die Abtei große Summen, die sie in patriotischer Gesinnung in Kriegsanleihen investiert hatte. Geld, das im Zuge des Wirtschaftseinbruchs nach 1930 jedoch dringend benötigt worden wäre. Denn die durch den „Schwarzen Freitag“ ausgelöste Weltwirtschaftskrise machte sich auch in Admont bemerkbar: Riesige Mengen an Holz wurden zu Dumpingpreisen aus der Sowjetunion nach Österreich geschafft, was die heimische Forstwirtschaft zum Kollabieren brachte. Für das Benediktinerstift brach damit der damals wichtigste Wirtschaftszweig fast über Nacht zusammen. Auch das Weingut brachte durch mehrere Missernten in Folge nur noch wenige Erträge ein und konnte die Finanzen des Benediktinerstiftes somit nicht sanieren. Um Löhne und Gehälter weiterhin bezahlen zu können, mussten Kredite aufgenommen werden, während sich gleich – zeitig eine beträchtliche Steuerschuld anhäufte. Um die drohende Pleite abzuwenden, wurde der versierte Wirtschaftsdirektor von Kremsmünster, Pater Bonifaz Zölß, 1935 mit der Leitung des Benediktinerstiftes Admont betraut. Dieser ordnete nicht nur ein rigoroses Sparprogramm, sondern auch den Verkauf einiger Besitztümer an. In den Folgejahren wurden der Admonterhof in Graz, das Schloss St. Martin bei Graz, der Ratzerhof bei Marburg und die Propstei Zeiring im Pölstal sowie mehrere kleinere Liegenschaften abgestoßen. Da die Erlöse aus den Verkäufen jedoch noch immer nicht ausreichten, um den Schuldenberg abzutragen, kam es auch zum Verkauf zahlreicher Kunstwerke und kostbarer Bücher. Gotische Gemälde und Skulpturen, darunter auch die Admonter Madonna, und mehr als 70 mittelalterliche Handschriften sowie zahlreiche alte Druckwerke wurden entweder zu Geld gemacht oder direkt an die Steuerbehörde geliefert. Bis Ende 1937 war die Sanierung im Wesentlichen abgeschlossen und die sich erholende Wirtschaftslage tat das Übrige, um die Finanzen wieder ins Lot zu bringen.
Enteignung und technische Revolution Die Freude über diesen Erfolg sollte jedoch nur von kurzer Dauer sein: Auf das Desaster der Weltwirtschaftskrise folgte die Enteignung durch das Naziregime im Jahr 1939. Begründet wurde die sogenannte „treuhändische Verwaltung“ durch einen SS-Sturmbannführer durch die angeblich schlechte Wirtschaftsführung der geistlichen Amtsträger. Und das, obwohl die neuen politischen Machthaber bei der Übernahme bereits wohlgeordnete ökonomische Verhältnisse vor – fanden. Nach dem Ende des zweiten Weltkriegs konnten Admonts Benediktiner zwar erleichtert feststellen, dass ihr Besitzstand während der NS-Zeit weitgehend unverändert geblieben war, doch die Rückstellung ihres Eigentums sollte sich als mühselig und langwierig er – weisen. Trotz der anfänglichen Schwierigkeiten war der Neubeginn von erfreulichen Entwicklungen gekennzeichnet.
Denn neben ihrem Aufstieg auf seelsorglichem, schulischem und kulturellem Gebiet konnten Admonts Mönche auch einen wirtschaftlichen Durchbruch erzielen: Die Benediktiner waren auf den Zug der rasch voranschreitenden Technisierung aufgesprungen und konnten so bis in die 1950er- und 1960er-Jahre ihren Forstbetrieb revolutionieren. Durch den Einsatz von Maschinen konnten Forststraßen zügig errichtet und die Holzernten wesentlich sicherer und effizienter gestaltet werden. Zu dieser Zeit wurde auch der einst im großen Stil betriebene Getreideanbau eingestellt. Dafür entwickelte sich die ENVESTA, damals noch als E-Werk bekannt, zu einem immer größeren Wirtschaftszweig. Bekanntheit erlangten Admonts Benediktiner auch durch ihre Gärtnerei, die sich damals auf die Züchtung von Dahlien und Fuchsien spezialisiert hatte.
